Statue des Heiligen Sebastian in Niederlahnstein (Foto: Ferdi Müller)

Statue des Heiligen Sebastian in Niederlahnstein (Foto: Ferdi Müller)

Lahnstein. Am 20. Januar ist „Verlobtentag“, an dem noch vor wenigen Jahren viele Geschäfte in Nieder- und Oberlahnstein geschlossen waren. Seit einigen Jahrhunderten wurde dieser zu Ehren des heiligen Sebastian als kirchlicher Tag begangen. Das Gelöbnis der Vorfahren geht zurück in das 16. Jahrhundert, als infolge von Kriegen und Wirrnissen die Pest und andere Seuchen ausbrachen. Laut Überlieferungen ließ das Wüten der Pest wie durch ein Wunder nach und als Dank wurde dem Schutzheiligen Sebastian für die erflehte und gewährte Hilfe der „verlobte“ Tag versprochen, der alljährlich an seinem Sterbetag begangen wird.
Der Heilige Sebastian lebte im dritten Jahrhundert, stammte aus Narbonne in Südfrankreich und erhielt seine Erziehung in Mailand. Von früher Jugend an im Christentum unterwiesen, widmete er sich dem Soldatendienst. Trotz der Christenverfolgungen brachte es Sebastian fertig, neben seiner Tätigkeit als Offizier der Leibwache auch die gefangenen Christen zu besuchen, ihnen Trost und Mut zu spenden und sie in ihrem Treuebekenntnis zum Christentum zu stärken. Als Bekenner zu Christus wurde Sebastian verfolgt und zum Tode verurteilt. Er wurde an einen Pfahl gebunden und mit Pfeilen durchbohrt, was er auf wundersame Weise überlebte.
Von einer Witwe gesund gepflegt, trat er schließlich voller Mut wiederum vor Kaiser Diokletian (284-305). Sebastian beschuldigte ihn mit lauter Stimme des Verbrechens der Christenverfolgung. Wutentbrannt ließ der Kaiser ihn zu Tode peitschen und die Leiche in eine Kloake werfen. Sebastian starb am 20. Januar 288 und wurde in Rom beerdigt. Über seinem Grab erhebt sich heute eine der sieben Hauptkirchen Roms. Sebastian wird seit dem vierten Jahrhundert in der
katholischen Kirche als Märtyrer und Heiliger verehrt.

Nach vorhandenen Unterlagen wurde 1619 in Niederlahnstein eine Sebastianus-Schützenbruderschaft und 1636 eine Sebastianus-Bruderschaft gegründet. Die Schützenbruderschaft hatte die Aufgabe während der Wirrnisse im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Im früheren Schießgraben in der Nähe der Johanniskirche hielten sie zu diesem Zweck ihre Schießübungen ab. Aus diesen Übungen wurden auch die religiösen Belange gefördert, wozu die Schützen in der Barbarakapelle einen eigenen Sebastianusaltar besaßen, der bereits 1687 renoviert wurde.

Zu Ehren des Heiligen wurde auch eine kleine Sebastianuskapelle in der Bergstraße in Niederlahnstein errichtet, welche in den Jahren 1878/79 wegen des Baus der Lahntalbahn abgerissen wurde. Bereits 1879 wurde in der Bahnhofstraße ein neues Kapellchen errichtet, das wiederum 1955 aufgrund eines Straßenprojekts abgebrochen wurde. Als Ersatz baute die Stadt leicht versetzt gegenüber dem Amtsgericht eine neue moderne Kapelle aus Bruchsteinmauerwerk, die am Patronatstag 1956 feierlich eingeweiht wurde. Im Inneren der Kapelle befindet sich eine Figur des Heiligen Sebastian als römischer Legionär und ein Wegekreuz aus Basaltlava aus dem Jahre 1631. Das zirka zwei Meter hohe Wegekreuz mit einer Kreuzigungsgruppe trägt die Inschrift „Anno 1631. Anna Weinbachin.“ Darunter befindet sich ein Hauswappen. Es ist anzunehmen, dass die Verstorbene eine Stifterin oder Verehrerin des Heiligen Sebastian war. Die Heiligenfigur schuf der Bildhauer Caspar Weis 1910 für die Kirche St. Maximin in Horchheim. 1956 wurde sie an die Sebastianusbruderschaft Niederlahnstein zum Aufstellen in der umgesetzten Sebastianuskapelle verkauft, weil die alte Sebastianusfigur nach dem 2. Weltkrieg gestohlen worden war. Die Kapelle wird alljährlich zum 20. Januar mit einer Girlande geschmückt. Am Sonntag darauf (in diesem Jahr 26. Januar) findet dann eine Messe der Sebastianusbruderschaft in der Pfarrkirche St. Barbara statt, zu der die Sebastianusheiligenfigur aus dem Seitenaltar vor dem Hauptaltar aufgestellt wird. Weitere Sebastianusfiguren befinden sich in der Brückenstraße (neben Blumen Bothe) und in der Hochstraße (am Hotel „Altes Haus“). Auch in der Martinuskirche gab es eine Sebastianusbruderschaft, die allerdings aufgelöst ist und deren Fahne heute in der Hospitalkapelle hängt.

Quelle: Stadt Lahnstein