Weißer Käfer, klare Kante: Der Beetle RSR im Herbstlicht

 

Mayen / Nürburg. Der Eifelherbst zeigte einen Tag nach der historischen Max Verstappen Show zwei Gesichter: Zur Mittagszeit lag dichter Nebel über dem Nürburgring, warm für die Jahreszeit, aber mit feuchtem Film auf dem Asphalt; gegen Rennende riss der Himmel auf – blauer Himmel, Sonnenschein, klare Sicht. In genau diesen Kontrasten bewegt sich auch der VW New Beetle RSR: ein eigenwilliger Prototyp, der zugleich Sympathieträger und ernstzunehmendes Entwicklungsprojekt ist. Beim RCN-Lauf 7 „Preis der Erftquelle“ spulte der weiße Käfer seine 15 Runden ab – fehlerarm, konstant, mit Lernfortschritt.

 

Rennen: Nebelphasen, Code 60 und letztlich Elfter.

Fahrer und Technikexperte Matthias Aretz fasst den Tag nüchtern zusammen: „Pünktlich zum Start Nebel, rutschig, viele Gelb- und Code-60-Zonen, stellenweise Öl – aber für alle gleich.“ Die ersten zwei, drei Runden seien noch flüssig gewesen, dann nahm der Nebel zu und verlangte Disziplin. Ergebnis: Platz fünf in der Klasse (10 Starter), Gesamtrang Elf im Feld von über 150 Nennungen – und vor allem: volle Distanz, 15 Runden, die das Team als wertige Testkilometer verbucht. „Wir hatten vereinzelte Aussetzer, genau dafür fahren wir RCN: Probleme klar lokalisieren und fürs nächste Mal abstellen“, so der Rennsport- und Nürburgring erfahrene Aretz.

 

Ingenieur Carsten Knechtges, der technische Kopf im Projekt und zweiter Fahrer, spricht von einem Auto, das „traumhaft“ funktioniert: Das KW-Fahrwerk sei nach Prüfstand und Iterationen inzwischen „auf den Punkt“, nur High-Speed-Dämpfung und Curb-Schlucken bekommen noch Feinschliff. Das Charakterbild des Beetle sei eigenständig: „Nicht Porsche, nicht BMW – der Beetle fährt wie er selbst.“ Auf der Geraden fehlen „zehn km/h“, an denen man leistungsseitig arbeitet – innerhalb des Serienmotor-Reglements der Klasse (2-Liter VW/Audi ER113-Basis mit seriennahen Ansaug-/Abgasturbobereichen). Die RCN-Setzzeit-Logik (Setz- und Bestätigungsrunden, Strafpunkte außerhalb des Korridors) erledigte das Duo souverän; das Auto blieb stabil und berechenbar, gerade als zum Schluss die Sonne kam.

 

Technik & Team: Prototyp mit System

Der Beetle RSR ist Unikat und Werkbank zugleich: Ein großer Teil wurde selbst konstruiert, ergänzt um zugekaufte Motorsport-Bauteile (u. a. Fahrwerk von KW, BBS-Felgen, Ferklein für Achskomponenten). Wo der Teilekatalog der Großserienrenner endet, beginnt hier die Ingenieursarbeit: Das aerodynamisch feinjustierte Bodykit als Einzelanfertigung, technischer Marken-Mix bei den Komponenten dort, wo es sinnvoll ist – und viel eigene Handarbeitsleistung. Aretz: „Wir haben in Wassenach mit Knechtges eine eigene Werkstatt für das Projekt aufgesetzt. Grundsatz: Jeder packt an, von der Bremse bis zum Putzen. Ehrenamt, aber auf Profiniveau.“

 

Die Einsätze bei der RCN stemmt derzeit Keeevin Sports and Racing; perspektivisch will das Projekt eigenständig und unabhängig als eigenes Team auftreten oder – wenn es passt – gezielt mit Partnern zum Beispiel bezüglich Gästebereiche etc. bündeln. Parallel stellt das Team die Öffentlichkeitsarbeit neu auf (Social Media, Website), denn der „weiße Käfer“ hat längst eine Fangemeinde: Im Fahrerlager bleibt er Publikumsmagnet, auf der Strecke Erkennungszeichen – und für Technikpartner ein willkommener Exot. AC Mayen Pilot Knechtges, der die Szene sehr gut kennt bringt den Wert des Projekt klar auf den Punkt: „Mit einem weiteren GT-Porsche oder irgendeinem BMW wäre man einer von vielen; mit dem Beetle sind wir einzigartig – das schafft Aufmerksamkeit und Lernkurve.“

 

Warum Manfred Sattler dieses Projekt trägt

Treiber des Projekts ist IHK-Ehrenpräsident und SHD-Gründer Manfred Sattler aus Wassenach: unternehmerisch klar, regional verankert, im Motorsport verlässlich. Sein Ansatz verbindet solide Finanzierung mit technischem Anspruch – und mit Sinn: Der „weiße Käfer“ wirbt für die Bildungsstiftung FLY & HELP von Rainer Meutsch. Spenden und Sichtbarkeit gehen hier Hand in Hand; jeder geordnete Zieleinlauf nützt auch dem Zweck außerhalb der Ideallinie. Genau deshalb wird das Projekt kommunikativ geöffnet: Wer den Aufbau begleiten will, findet ab sofort Einblicke, Termine und Entwicklungs-Updates unter @raceforflyhelp.

 

Nach dem erkenntnisreichen Lauf 7 stehen Rollenprüfstand, Datenanalyse der vereinzelten Aussetzer und gezielte Leistungs-/Aero-Feinarbeit an. Ob der späte Drei-Stunden-RCN am 25. Oktober noch gefahren wird, lässt das Team offen – Qualität vor Quantität. Das strategische Ziel bleibt ein zuverlässiger und schneller 24-Stunden-Beetle: Getreu dem Motto das Ziel erreichen.

 

NEXT bleibt auf jeden Fall dran. Ab sofort berichten wir regelmäßig über die weitere Entwicklung des Autos, die Entstehung der Teamstruktur, weiteres zu Partnern und Technik sowie die wichtige Charity-Arbeit mit FLY & HELP. Wenn der Beetle das nächste Mal in der Eifel auftaucht, lohnt der Blick – auf die Stoppuhr und auf das, wofür dieser Käfer auch steht.

Text + Bild von Roland Schäfges – www.myfoto24.eu