Im Ernstfall sind trotzdem viele Haushalte auf sich gestellt
Der Krisenstab der Stadtverwaltung hat seine jährliche Krisenübung mit Bravour gestanden. Als große kreisangehörige Stadt ist es nicht vorgeschrieben, dass Neuwied einen eigenen Verwaltungsstab vorhalten muss. Doch man möchte vorbereitet sein, denn im Ernstfall seien die Herausforderungen für die Stadt Neuwied als Ballungszentrum durchaus andere als in den ländlichen Bereichen des Kreises. „Unsere Mitarbeiter haben die Kontakte und die Ortskenntnis, einer Krise auf lokaler Ebene zu begegnen“, ist Krisenstabsleiter Sebastian Wolff überzeugt, „aber um im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben, müssen sie entsprechend geschult und vorbereitet sein.“
„Krisenresilienz aufzubauen ist eine Daueraufgabe“
Dass es nicht die erste gemeinsame Übung für den Verwaltungsstab der Stadt war, zeigte sich schnell: Noch während die Seminarleiter von der Kommunal-Akademie Rheinland-Pfalz das Szenario verlasen, hatte das Protokollanten-Tandem schon seine Lagedokumentation begonnen. Im Verlauf der Übung notierten sich alle Teilnehmenden immer wieder Punkte, die sie in ihrem Aufgabenbereich optimieren, vorbereiten oder üben möchten. „Krisenresilienz aufzubauen ist eine Daueraufgabe“, betont Oberbürgermeister Jan Einig, „die unsere Mitarbeiter neben dem Tagesgeschäft betreuen.“ Um diesem Prozess eine bessere Struktur zu geben, wurde auf Beschluss des Stadtrates erst vor wenigen Wochen die Stelle eines Krisenmanagers oder einer Krisenmanagerin ausgeschrieben.
Ein durchweg positives Fazit zog Referent Jörg Teusch: Neuwied im rheinland-pfälzischen Vergleich sehr weit vorne mit seinem Verwaltungsstab, dessen Arbeit bereits durch eine offizielle Stabsordnung geregelt ist; mit regelmäßigen Übungen und Schulungen. Dass nun auch noch ein Krisenmanager eingestellt werde, sei ein sehr gutes Zeichen. „Wir kommen nicht selten zu Krisenübungen und stellen fest, dass niemand aus dem Stadtvorstand da ist – obwohl der Oberbürgermeister im Ernstfall den Hut aufhat. Das Krisenbewusstsein ist offensichtlich in Neuwied auf allen Verwaltungsebenen vorhanden“, beobachtet Referent Jens Thiele.
Private Vorsorge ist zentral: 99 Prozent könnten nicht versorgt werden
Neben dem, was die Verwaltung tun kann, kommt es im Ernstfall auch darauf an, was der Einzelne tun kann. In Fachkreisen wird davon ausgegangen, dass die Verwaltung in akuten Großlagen etwa ein Prozent der Bevölkerung versorgen kann und muss. Das bedeutet: 99 Prozent der Bürgerinnen und Bürger müssen sich selbst kümmern. Sie sollten Notvorräte haben, Erste Hilfe leisten können, Notrufpunkte kennen und aufeinander Acht geben. Die Stadtverwaltung Neuwied fasst in ihrem Notfallheft zusammen, was die Haushalte vorbereiten sollten und wo der Einzelne im Notfall Hilfe findet. Das Notfallheft wurde bereits an alle Haushalte verteilt und ist weiterhin in allen Verwaltungsgebäuden erhältlich. Online gibt es die Datei zum Download unter: www.neuwied.de/notfall.
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Gemeinsamer Kraftakt in der gespielten Katastrophe: Der städtische Verwaltungsstab probte für den Ernstfall. Der Stadtvorstand um OB Einig gratuliert Krisenstabsleiter Sebastian Wolff (mittig) und seinem interdisziplinären Team zur erfolgreichen Übung.
Foto: Stadt Neuwied/Ulf Steffenfauseweh