Landrat Hallerbach zeichnete Georginah Nussbaumer, Margret Mertins und Ingrid Seume mit Johanna-Loewenherz-Preis aus

 

Kreis Neuwied. Wer fremd in einem neuen Land ist, kommt sich einsam vor. Wer aber der der Sprache der neuen Heimat nicht mächtig ist, fühlt sich komplett alleine gelassen. Den Rettungsweg aus einer solchen Sackgasse haben Georginah Nussbaumer, Margret Mertins und Ingrid Seume seit Jahren im Instrument des Sprachunterrichts für Kinder und Frauen aus Flüchtlingsgebieten entdeckt. Für ihre Art von „Befreiungskampf gegen die Isolation“ hat Landrat Achim Hallerbach die drei engagierten Damen im Roentgenmuseum mit dem Johanna-Loewenherz-Ehrenpreis ausgezeichnet.

Unter den zahlreichen Ehrengästen: die früheren Loewenherz-Preisträgerinnen Schwester Basina Kloos, Sabine Paganetti, Fatemah Mozafferi und Prof. Dr. Katrin Winkler, die Anwältin und Kulturförderin Charlotte Fichtl-Hilgers und die Sparkassen-Vorstände Thomas Paffenholz und Marc Sinkewitz.

„Seit Jahren integrieren unsere neuen Preisträgerinnen mit Herz und Verstand über die Vermittlung der deutschen Sprache und schaffen somit die Grundlage für Verstehen und Verständnis“, lobt der Landrat das Trio der Preisträgerinnen, von denen es jede Einzelne geschafft habe, Barrieren und Ängste bei den Hilfesuchenden aus verschiedensten Nationen abzubauen.

Ihren persönlichen Fokus legt Georginah Nussbaumer aus Hausen/Wied aus naheliegenden Gründen auf den afrikanischen Kontinent. Seit rund 30 Jahren lebt die gebürtige Kenianerin in Deutschland, wo sie mit ihren vielfältigen Sprachkenntnissen Brücken zwischen Herkunftsland und neuer Heimat baut. In ihrer Funktion als Flüchtlingskoordinatorin der Verbandsgemeinde Rengsdorf-Waldbreitbach hat sich Georginah Nussbaumer den Ruf eines emphatisch-freundlichen und zugleich selbstbewusst-kompetenten Charakters erworben. Typisch für sie ihre Aussage; „Du musst die Schuhe anziehen, um zu probieren, ob sie passen“, die auch die Gleichstellungsbeauftragte Daniela Kiefer in ihrer Ansprache aufgriff.

„Es geht aber nicht allein um Sprachkompetenz, sondern auch um Kenntnisse und die Identifikation mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung“, stellt Daniela Kiefer klar.

Georginah Nussbaumer selbst bezeichnet es als essentiell, dass Migranten, die nach Deutschland kommen, um hier zu leben, sich an die Gesetze und die Ordnung halten müssen und wenn sie nicht damit zurechtkommen – wenn also die Schuhe nicht passen -,  ihre Konsequenz daraus ziehen, dass Deutschland womöglich nicht das richtige Land für sie ist.

„Natürlich sind viele der Flüchtlinge überfordert und die benötigte Hilfe erhalten sie entsprechend. Meinen Blick richte ich aber ausdrücklich auf den Respekt der Ankommenden auf die Werte ihres deutschen Gastlandes. Der Wille zu Identifikation und Integration muss erkennbar sein“, betont Georginah Nussbaumer. Beeindruckt von dieser Einstellung zeigte sich auch Landrat Hallerbach.

„Frau Nussbaumer ist ein Vorbild für alle Flüchtlinge und eine gelungene Integration“, lobt Achim Hallerbach und hat dabei auch das Engagement der Preisträgerin über den Kreis Neuwied hinaus vor Augen. Für die Stärkung der Frauen in der Gesellschaft engagiert sie sich nämlich darüber hinaus als Vorsitzende der rheinland-pfälzischen TANG – The African Network of Germany – und Gründerin von Inwomo – International Women’s Movement, mit dem Schwerpunkt Frauen-Empowerment und gegenseitige Unterstützung, insbesondere auch von Alleinerziehenden, für ein gleichberechtigtes Gemeinwohl.

Auf die Sprache als „Turbo“ erfolgreicher Integration setzen in der Verbandsgemeinde Bad Hönningen ebenfalls Margret Mertins aus der Badestadt selbst und Ingrid Seume aus Linz. Seit vielen Jahren unterrichten die beiden hellwachen und munteren Damen aber nicht nur, vielmehr übernehmen sie ebenfalls sogenannte „Familienpatenschaften“. Daraus sind wiederum Verbindungen gewachsen, „die Balsam für Herz und Seele sind“, schenkten Margret Mertins und Ingrid Seume in ihren Dankesworten großzügige Einblicke in ihre Gefühlswelt.

„Die beiden Damen unterstreichen glaubwürdig, dass die Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturen auch die eigene Existenz vervollkommnen kann, wenn man, wie die Amerikaner sagen `open minded´ an die Begegnungen herangeht. Offensichtlich hält diese Wechselwirkung unsere beiden Preisträgerinnen so jung“, stellt Achim Hallerbach fest. „Mit viel Sensibilität nehmen sie kulturelle Impulse auf und sich der Sorgen und Nöte ihrer Klientinnen an, zeigen Empathie und fördern so auch die Sympathie der Frauen, um die sie sich kümmern und damit die Sympathie für unser Land.“

Der Art des Wirkens aller drei Preisträgerinnen zollte auch die Gleichstellungsbeauftragte Daniela Kiefer ihren Respekt: „Charakterstärke und Menschlichkeit beweisen sich im Alltag. Und so hat die ehrenamtlich geleistete Arbeit unserer Preisträgerinnen eine enorme gesellschaftliche Bedeutung, denn sie begleiten die Ankommenden umfänglich. Integration muss aktiv begleitet werden, denn Fremdes und fremd Sein erzeugt ansonsten Angst und können zu Hass umschlagen“, erklärt Daniela Kiefer. „Das ist die Vorbildfunktion unserer Preisträgerinnen – sie sind gebildete und selbstständige Frauen, die einen Beruf ausgeübt haben, über eigenes Geld verfügen und eine partnerschaftliche Beziehung führen“. Und sie treffen offenkundig den richtigen Ton. Das galt auch für die Formation „REFRAME“ die einer stillvollen Preisverleihung den unbeschwerten musikalischen Rahmen gab.

Bildunterzeile:

Landrat Achim Hallerbach und die Gleichstellungsbeauftragten Daniela Kiefer mit den Loewenherz-Preisträgerinnen 2024 Georginah Nussbaumer, Margret Mertins und Ingrid Seume.  Fotos Thomas Herschbach