Zwischenbilanz der aufsuchenden Jugendarbeit im Raiffeisenring

Die Jugendlichen im Raiffeisenring haben Sorgen, sie sind unzufrieden. „Wo sollen wir hin?“, fragen sie. Ihre Jugend wird seit mehr als einem Jahr geprägt von der Corona-Pandemie. Seit die Infektionszahlen sinken und die Temperaturen steigen, treffen sie sich gerne wieder in Gruppen in Parks und auf Plätzen, um sich auszutauschen und endlich wieder Zeit miteinander zu verbringen. Doch hier fühlen sie sich unerwünscht, berichten sie dem Team der aufsuchenden Jugendarbeit der Stadt Neuwied. Mitarbeitende des Jugendzentrums Big House besuchen seit Anfang Mai an zwei Tagen pro Woche die jungen Leute im Bereich des Raiffeisenringes. Mehr als 70 Jugendliche trafen sie bereits im ersten Monat. In zahlreichen Gesprächen erfuhren die Fachleute, was die Sorgen und Wünsche der jungen Bürger sind.

Die Teenager treffen sich unter der Woche gruppenweise an verschiedenen öffentlichen Orten, auf Spielplätzen und in Parkanlagen. Dabei haben sie wenig Verständnis für Corona-Maßnahmen, die ihnen den gemeinsamen Schulbesuch erlauben, aber das Treffen an der frischen Luft zum Teil verbieten. Mangels Alternativen halten sie sich auch in Ecken auf, die teilweise dunkel und unübersichtlich sind. Durch fehlende Jugendplätze im Ring entstünden auch Konflikte, berichtet das Team der aufsuchenden Jugendarbeit. Jugendliche blickten auf attraktive Treff- und Sitzplätze für Erwachsene und Familien mit Kleinkindern – blieben aber selbst auf der Strecke. Denn wo gebe es schon öffentliche Plätze speziell für Jugendliche? Es bliebe bei ihnen das Gefühl, ein Störfaktor in der Stadt zu sein, äußern die Angetroffenen gegenüber Jugendamt-Mitarbeitern.

„Jugendliche brauchen unsere Unterstützung“, betont Anna Sander, Pädagogin des städtischen Jugendzentrums Big House. „Sie werden durch die momentane Situation besonders belastet. Sie brauchen Gleichaltrige, mit denen sie sich austauschen können. Sie brauchen Entwicklungsspielraum auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Sie brauchen öffentliche Sozialräume, in denen sie sich ausprobieren können.“ Jugendamtsleiter Bernhard Fuchs  unterstreicht zugleich, er sei sehr dankbar für diejenigen Anwohner des Rings und die Erwachsenen, die Verständnis für die Situation der Jugendlichen aufbrächten, nach Lösungen suchten und im Quartier aktiv mitarbeiteten. Gerade an bestimmten Plätzen sei dies nicht einfach und manches Verhalten von Jugendlichen sei auch sehr ärgerlich, bestätigt er. „Doch eine Stadt oder ein Stadtteil gehört nicht nur Erwachsenen“, so der Leiter des städtischen Jugendamtes. „Wir sehen uns diesbezüglich auch als ‚Anwalt‘ für die Belange der Jugendlichen. Sie brauchen – mehr denn je – Menschen, die ihnen eine Stimme geben und sie stärken.“