Wenn wir den Wind nicht ändern können, so sollten wir die Segel richtig setzen. So ließe sich der Ansatz der Master-Thesis von Markus Nachtsheim in einem Satz zusammenfassen. Der 29-Jährige hat im vergangenen Jahr seinen Master of Engineering in der Fachrichtung Maschinenbau an der Hochschule Koblenz abgelegt und wird ab Februar bei der Stadtverwaltung Koblenz als Ingenieur im Sachgebiet Instandhaltung und Betrieb beim Zentralen Gebäudemanagement (ZGM) beginnen. „Ich freue mich sehr auf die Arbeit bei der Stadtverwaltung, denn ich habe hier die Möglichkeit, den Klimaschutz in Koblenz mit voranzutreiben“, erklärt Nachtsheim seine Motivation. Diese spiegelt sich auch in seiner Masterarbeit wieder, die er bei der Stadtverwaltung Koblenz durchgeführt hat.

Durch eine Kooperation zwischen der Projektgruppe Energietechnik der Hochschule Koblenz unter der Leitung von Prof. Dr. Willi Nieratschker und dem ZGM wurde dies ermöglicht: „Prof. Dr. Nieratschker hat 2021 bei uns angefragt, ob wir praktische Themen anbieten könnten, die sich für die Bearbeitung im Rahmen einer Masterarbeit anböten“, erinnert sich Hermann-Josef Högner, der im Technischen Gebäudemanagement des ZGMs arbeitet. Gemeinsam mit seinem Kollegen Ronald Rück wurden einige Themen gefunden – eines darunter die „Energetische und wirtschaftliche Betrachtung einer Wasserstoffanlage auf dem Gelände des Klärwerks Koblenz“. „Dies ist ein Thema, das uns als Ingenieure besonders interessiert und das wir gerne tiefer beleuchten würden, im Arbeitsalltag fehlt dafür oft die Zeit Daher bietet sich die Vergabe im Rahmen einer Masterarbeit sehr gut an“, betont Rück. Amtsleiter Hubert Kroh bestätigt: „Es ist für beide Seiten eine gewinnbringende Sache, Masterarbeiten mit einem praktischen Bezug auszuschreiben. Deshalb möchten wir gerne auch zukünftig die Zusammenarbeit mit der Hochschule in diesem Bereich vertiefen.“

In seiner abgeschlossenen Masterarbeit untersuchte Markus Nachtsheim die energetische und wirtschaftliche Integration einer Wasserstoffanlage auf dem Gelände des städtischen Klärwerks. Eines der behandelten Grundprobleme ist der Mangel an Möglichkeiten zur Energiespeicherung. Wasserstoff sei hier als Speicher oder zum substituieren andere Energieträger eine Option. „Zudem kann durch kontinuierlichen Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur und Umrüstung der Verbraucher der oft als Energieträger der Zukunft bezeichnete Wasserstoff Einzug in die Energiewirtschaft von morgen erhalten“, schreibt Markus Nachtsheim. Eine Wasserstoffanlage auf einer Kläranlage, bei der Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten würde, biete sich vor allem deshalb an, da die Kläranlage das „Nebenprodukt“ Sauerstoff im Verarbeitungsprozess benötige. Dieses Verfahren sei jedoch sehr energieintensiv. „Es lohnt sich daher, den durch erneuerbare Energien überproduzierten Strom hierfür zu verwenden und außerdem in dem entstehenden Wasserstoff zu speichern.“

In seiner Arbeit beleuchtete Nachtsheim insgesamt acht verschiedene Szenarien, die verschiedene Parameter für die Errichtung einer Wasserstoffanlage zugrunde legen, wie etwa verschiedene Arten des Strombezugs, oder aber die Verwertung des Sauerstoffs, die allesamt Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit haben. Eines dieser Szenarien ist – Stand heute und unter Berücksichtigung der zugrundeliegenden Voraussetzungen- wirtschaftlich und die Anlage amortisiert sich nach rund fünf Jahren. „Für eine konkrete Planung müssten allerdings weitere Daten erhoben werden, die den Rahmen der Masterarbeit gesprengt hätten“, ergänzt Markus Nachtsheim.

Dennoch eine zukunftsweisende Idee und überaus gelungene Untersuchung, sind sich die beiden Praxisbetreuer Hermann-Josef Högner und Ronald Rück einig. Markus Nachtsheim sei zudem durch seine Zuverlässigkeit, seine exakte Arbeitsweise und sein Engagement aufgefallen. Bei einem Austausch mit Oberbürgermeister David Langner lobt dieser: „Ich freue mich persönlich sehr, dass die Kooperation mit der Hochschule nicht nur eine überaus interessante Untersuchung hervorgebracht hat, die wir weiterverfolgen werden. Es ist auch toll, dass wir darüber hinaus einen motivierten, neuen Kollegen für unsere Verwaltung bekommen. Die Gewinnung von qualifizierten Nachwuchskräften ist essenziell für uns.“

Markus Nachtsheim bereitet zudem aktuell als Co-Autor Veröffentlichungen in verschiedenen Fachzeitschriften auf Basis der Ergebnisse seiner Masterarbeit und ist für den Koblenzer Hochschulpreis vorgeschlagen. OB Langner drückt die Daumen und wünscht viel Erfolg – auch für den anstehenden Berufseinstieg. Markus Nachtsheim unterstreicht: „Darauf freue ich mich besonders, denn das Aufgabenfeld und die Projekte sind sehr vielseitig.“ Wo sonst gehört es zu dem Berufsalltag, neben Schulen und Verwaltungsgebäuden auch ein 235 Jahre altes Theater-Gebäude zu betreuen?