Soll man Wölfe jagen dürfen und keine Sozialen Netzwerke wie X für oberste Landesbehörden?

Vier Schülerinnen und Schüler qualifizieren sich beim Landesfinale in Rheinland-Pfalz erfolgreich für das Bundesfinale „Jugend debattiert“

Beim Landesfinale des Schulwettbewerbs „Jugend debattiert“ im Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz haben sich am 07. Mai 2024 vier Schülerinnen und Schüler für das Bundesfinale des Wettbewerbs am 07. Juni 2024 in Berlin qualifiziert. Im Finale traten in zwei Altersgruppen (Jahrgangsstufen 8 bis 10 und 11 bis 13) jeweils vier Debattierende gegeneinander an. Eine Jury kürte anschließend die Siegerinnen und Sieger und bewertete dabei Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft.   

Bei den Schul- und Regionalwettbewerben des laufenden Schuljahres haben sich bei der Unterrichtsreihe Jugend debattiert in Rheinland-Pfalz rund 4000 Schülerinnen und Schüler von 117 Schulen beteiligt. Pro Debatte nehmen vier Schülerinnen und Schüler teil, die 24 Minuten über eine Streitfrage debattieren. Inhalte und Argumente zum Thema müssen fundiert und überzeugend sein. Wer Pro oder Contra vertritt, wird erst kurz vor dem Wettbewerb ausgelost.

In diesem Jahr ging es in der Finaldebatte der Jahrgangsstufen 8 bis 10 um das Thema „Soll der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen werden?“. Die Finaldebatte der Jahrgangsstufen 11 bis 13 beschäftigte sich mit der Frage „Sollen Oberste Landesbehörden von Rheinland-Pfalz ihre Kommunikation über Soziale Netzwerke wie X oder Instagram einstellen?“.

Gewonnen haben: Der 16-jährige Christoph Müller vom Gutenberg-Gymnasium in Mainz überzeugte die Jury durch seine Ausdrucksstärke. Er argumentierte wirkungsvoll gegen die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht. Die 15-jährige Mirja-Valentina Heblich vom Lina-Hilger-Gymnasium in Bad Kreuznach konnte bei der Frage, ob Oberste Landesbehörden von Rheinland-Pfalz ihre Kommunikation über Soziale Netzwerke wie X oder Instagram einstellen sollten, den Landeswettbewerb der Jahrgangsstufen 11 bis 13 für sich entscheiden. Sie trat überzeugend für die Beibehaltung der Kommunikation der obersten Landesbehörden über Soziale Medien ein. Als Auszeichnung für diesen Erfolg erhalten sie, gemeinsam mit den Siegerinnen und Siegern der anderen Bundesländer, ein professionelles fünftägiges Intensiv-Rhetorik-Training, das sie auf das Bundesfinale vorbereitet.

„Der Ukraine-Krieg und die Situation in Russland sind eine ständige Erinnerung daran, dass eine liberale Demokratie etwas Kostbares ist. Damit sie lebendig und widerstandsfähig bleibt, muss gutes, faires Streiten und Debattieren vermittelt und geübt werden. Je mehr Schülerinnen und Schüler so erreicht werden, desto besser“, sagt Elisabeth Niejahr, die als Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung den Bereich “Demokratie stärken“ verantwortet.

Auch der Sieger der Jahrgangsstufen 11 bis 13 betonte den Charakter von Jugend debattiert. „Ich denke in unserer Demokratie ist es wichtig, sich sachlich austauschen zu können. Hier setzt das Format „Jugend debattiert“ an und zeigt, wie ein solcher Austausch funktionieren kann und soll.“, so Siegerin Mirja-Valentina Heblich.

Landtagspräsident Hendrik Hering betonte: „Debattieren bedeutet, dass Menschen, die unterschiedlicher Auffassung sind, sich gegenseitig zuhören, einen offenen, kritischen und wertschätzenden Dialog führen und ihre unterschiedlichen Positionen und Argumente auch respektieren. Leider zeigt sich in unserer Gesellschaft angesichts der zunehmend gewalttätigen Angriffe auf Politikerinnen und Politiker, dass einige diesen Grundsatz nicht mehr respektieren. Hier wird unsere Demokratie angegriffen, und hier ist eine rote Linie überschritten. In der Debatte müssen wir genau unterscheiden: Zwischen berechtigter Kritik und dem Recht auf freie Meinungsäußerung auf der einen Seite und Hass und Hetze und ideologisch motivierter Demokratieverachtung von Extremisten auf der anderen Seite. Diese Entwicklung müssen wir gemeinsam aufhalten. Und zwar in allen Lebensbereichen. Wir brauchen eine politische Streit- und Debattenkultur, die klaren demokratischen Regeln folgt. Jugend debattiert leistet dazu einen sehr wichtigen Beitrag, der leider immer wichtiger wird.

Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig zeigte sich überzeugt vom Programm: „,Jugend debattiert‘ leistet einen ganz wichtigen Beitrag zur Demokratieerziehung. Diese genießt in Rheinland-Pfalz einen herausragenden Stellenwert und ist gerade im Augenblick wichtiger denn je. Sich leidenschaftlich in der Sache zu streiten, aber ohne Hass und Hetze, sondern nach Regeln und ohne sich zu beschimpfen, mit den richtigen Worten zu überzeugen statt zu verletzen – diese Grundprinzipien der Demokratie bekommen Kinder und Jugendliche bei ,Jugend debattiert‘ in besonders anschaulicher und praxisnaher Weise vermittelt.“

Mit Jugend debattiert wollen die beteiligten Stiftungen Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen jeder Art ermutigen, durch das Debattieren ihre sprachliche, politische und persönliche Bildung zu verbessern. Jugend debattiert ist eine Initiative des Bundespräsidenten und steht unter seiner Schirmherrschaft. Partner sind die Hertie-Stiftung, die Heinz Nixdorf Stiftung sowie die Kultusministerkonferenz, die Kultusministerien und die Parlamente der Länder. Das Programm wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Die Finalisten im Landeswettbewerb Jugend debattiert in Rheinland-Pfalz 2024:

Debatte Altersgruppe 1 (Klassen 8 bis 10):

  1. Platz: Christoph Müller
  2. Platz: Alina Bell
  3. Platz: Lena Schmalebach
  4. Platz: Tamisha Otieno

 

Debatte Altersgruppe 2 (Jahrgangsstufen 11 bis 13):

  1. Platz: Mirja-Valentina Heblich
  2. Platz: Neele Dillenburger
  3. Platz: Anna-Lena Neufeld
  4. Platz: Daniel Wollenberg