Im Auftrag des Theaters Koblenz hat die Nachwuchsdramatikerin Elisabeth Pape Tschechows tragische Komödie „Der Kirschgarten“ bearbeitet und ergänzt – das Ergebnis: eine neue Version des beliebten Theaterklassikers, die nun am 21. Mai 2022 unter der Regie von Intendant Markus Dietze in einer Inszenierung mit aufwändiger technischer Einrichtung Premiere feiert.

Ljúbow Ranjéwskaja ist vor fünf Jahren mit ihrer Tochter Anja nach Paris gegangen, um sich von der Trauer um ihren verunglückten kleinen Sohn abzulenken. Nun kehrt sie, pleite und erschöpft, zurück aufs familieneigene Landgut, das von einem präch- tigen Kirschgarten umgeben ist, um an diesem Ort glücklicher Kindheitserinnerun- gen zur Ruhe zu kommen. Doch die Sorgen sind groß: Das Anwesen ist überschuldet, die Zwangsversteigerung droht. Der Unternehmer Jermoláj Alexejewitsch Lopáchin, dessen Vater noch Leibeigener auf dem Gut war, ist inzwischen als Kaufmann zu Reichtum gelangt. Er schlägt vor, an der Stelle des Kirschgartens Sommerhäuser zu errichten und mithilfe der Pachteinnahmen die Insolvenz abzuwenden. Doch Ranjéwskaja will davon nichts wissen.

„Der Kirschgarten” ist das letzte Schauspiel Anton Tschechows und wurde an sei- nem 44. Geburtstag im Jahre 1904 in Moskau uraufgeführt. Noch heute ist es die Grundmelodie in den Werken Tschechows, die diese so zeitgemäß und unmittel- bar zupackend machen: ein Zusammenklang aus Sehnsucht, Fernweh und Ehr- geiz auf der einen und Verlustangst und innerer Leere auf der anderen Seite. Dieses Spannungsfeld bringt die junge Autorin Elisabeth Pape in ihrer Bearbei- tung von „Der Kirschgarten“ in den Kontext des 21. Jahrhunderts, das bereits mit gravierenden Krisen aufwarten kann und die nicht enden wollende Verunsicherung als Dauerprovisorium etabliert hat – so gewandet sich manche Tschechow‘sche Szene in ein neues Kleid, erblicken ganz neue Szenen das Bühnenlicht, wird der Stoff aus neuen Blickpunkten betrachtet und entfaltet.

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Das alles in einem sich drehenden, reduzierten Bühnenbild (Bodo Demelius), das einerseits Innenraum vor grauer Wand mit neun Türen aus Kirschbaumholz ist, die alle bespielt werden können; andererseits Garten vor schlichter Hauswand mit wie- derum zwei Eingangstüren, ebenfalls aus Kirschbaumholz. Mit verschiedenen Re- quisiten werden darüber hinaus die unterschiedlichen Räume gestaltet oder ver- ändert, wobei dem Dreirad vor allem eine symbolische Bedeutung zukommt. Was auf den ersten Blick schlicht wirkt, ist Projektionsfläche, auf der Detailaufnahmen des Bühnengeschehens zu sehen sind: Per Live-Kamera (David Finn und Thiemo Hehl) wird das Medium Film zu einem beweglichen Element der Inszenierung von Markus Dietze, die quasi ein Crossover zwischen Bühnenschauspiel und Film wagt, indem letzterer als ein wesentliches Stilmittel integriert wird. Hierzu befin- den sich gemeinsam mit den Darsteller:innen zwei Kameramänner auf und Britta Bischof an einem Schnittpult neben der Bühne und filmen und verarbeiten live Details der Bühnenhandlung, die auf die Projektionsflächen des Bühnenbildes gebeamt werden und dem Publikum ansonsten verborgen blieben. So entsteht eine zweite visuelle Ebene, die ermöglicht, das Geschehen und die Emotionen zugleich als Ganzes zu überblicken, aber auch ganz nah und intensiv zu erleben. Das Ergebnis: Ein Detailfokus, der entweder nichts entgehen oder alles andere vergessen lässt, und vor allem – ein sehr besonderes und sehr spannendes Theatererlebnis.

Die Premiere von „Der Kirschgarten“ ist am Samstag, den 21. Mai 2022 um 19:00 Uhr im Großen Haus. Insgesamt gibt es nur 7 Vorstellungstermine, die nächsten sind am: 22.|24.|25. Mai und 09.|10.|11. Juni 2022. Karten sind an der Theaterkasse im Forum Confluentes oder online auf unserer Website und auf www.ticket-regional.de erhältlich.