Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner/Ex-Partner getötet und nur allzu oft sind Frauen Opfer von Gewalt. Darauf macht seit 1991 die von UN Women ins Leben gerufene Aktion „Orange the World“ aufmerksam. Seit 2008 wird das Thema auch in Koblenz in stetig wachsendem Rahmen thematisiert. In diesem Jahr wurde aufgrund der Energiekrise auf das Beleuchten von Gebäuden verzichtet. „Jedoch setzen wir heute ein Zeichen, indem wir durch unsere Anwesenheit, beleuchtete Schirme und Lampions sichtbar werden. Das ist ein großartiges Bild der Solidarität“, unterstrich Saskia Scherhag-König, die für die Aktionsgruppe und als Präsidentin des Zonta Clubs Koblenz I den Abend eröffnete. Oberbürgermeister David Langner bekräftigte: „Genau darum geht es: Wir setzen ein Zeichen, auch, um die Betroffenen zu ermutigen. Wir zeigen damit: Ihr seid nicht allein, wir als Gesellschaft stehen an eurer Seite und verurteilen jede Form von Gewalt!“
In der Podiumsdiskussion, die Martina Gonser vom SWR moderierte, diskutierten Expertinnen und Experten über die Situation von Frauen weltweit und insbesondere in Koblenz. Karl-Heinz Maron, Präsident des Polizeipräsidiums Koblenz, gab einen Überblick über die Zahlen von Gewalttaten. Im privaten Bereich seien Frauen besonders häufig Opfer von Gewalt und die Dunkelziffer der Fälle übersteige die Statistik im „Hellfeld“ bei Weitem. Gitta Litz als Vertreterin des Kinderschutzbundes und Corinna Fürst vom Vorstand des Kinderschutzbundes betonten die Bedeutung der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die körperliche, seelische oder sexualisierte Gewalt erfahren haben. Es müsse neben Hilfsangeboten frühzeitig Präventionsarbeit geleistet werden, um jeglicher Form von Gewalt, insbesondere in engen Beziehungen, ein Ende zu setzen. Bettina Echtermeyer vom Sozialdienst katholischer Frauen rief dazu auf, Frauenhäuser als essentielles Hilfsangebot und Anlaufstelle für Opfer häuslicher Gewalt besser zu unterstützen, da die Kapazitäten überaus begrenzt seien.
Auch Oberbürgermeister Langner sieht in Strukturen wie dem Frauennotruf oder den Frauenhäusern ein „ganz wichtiges Angebot“. Dass der Frauennotruf in eine permanente Förderung der Stadt überführt worden ist, sei ein Schritt in die richtige Richtung. Aber es gebe noch viel zu tun. Das machten auch die klaren Worte von Corinna Witzel deutlich. „Es bedarf endlich einer vollumfänglichen Umsetzung der Istanbul-Konvention. Die Konvention soll dazu dienen, Gewalt gegen Frauen zu verhindern, zu ahnden und zu verurteilen – aber das funktioniert nur, wenn sie auch konsequent umgesetzt wird!“  Es bedürfe außerdem einer übergeordneten Koordination von Hilfsangeboten auf Bundesebene, die die Angebote vor Ort, insbesondere die Frauenhäuser, unterstütze und finanziell stärke.
Das Aktionsbündnis, das den Orange Day in Koblenz organisiert, besteht mittlerweile aus sechs Serviceclubs: Soroptimist Koblenz, Inner Wheel Club Koblenz, Zonta Club Koblenz I, Zonta Club Koblenz-Rhein-Mosel, Rotary Club Koblenz-Mittelrhein und Lions Club Sophie von La Roche Koblenz
Hinweis: Für Betroffene und Gewaltopfer gibt es vielfältige Hilfsangebote. Unter anderem ein Hilfetelefon, welches Betroffene in 17 Sprachen unterstützt. Die Nummer lautet: 08000 116 016
Foto: Die Expert:innenrunde läutete in diesem Jahr die Orange Days in Koblenz ein. Anstelle von Gebäuden wurden in diesem Jahr aufgrund der Energiekrise Schirme angestrahlt, um gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen.