Landrat Achim Hallerbach wünscht sich deutlich mehr Förderung vom Land für alternative Betreuungsangebote

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sind mehr als 2500 Menschen aus dem Kriegsgebiet in den Kreis Neuwied geflohen. Das stellt die Verwaltung vor große Aufgaben – so auch das Kreisjugendamt, wie dessen stellvertretender Leiter Uwe Kukla jüngst berichtet:

In bislang 46 Fällen (Stand 31.7.) musste das Kreisjugendamt prüfen, ob es sich bei den Kindern und Jugendlichen um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge handelt. Bei 26 Minderjährigen musste dann eine Vormundschaft eingerichtet werden. Auch die Versorgung in geeigneten Einrichtungen der Jugendhilfe war sicherzustellen. Bei den 20 weiteren Minderjährigen waren Begleitpersonen mit Vollmachten ausgestattet, die nach Prüfung für eine rechtliche Vertretung der Kinder und Jugendlichen ausreichten. In sämtlichen Fällen wird durch das Jugendamt geprüft, ob generell Hilfsbedarf besteht. Zwei Kinder wurden in Pflegefamilien im Landkreis Neuwied untergebracht.

Die ersten Schätzungen zum Bedarf an Plätzen in Kindertagesstätten sind zwar nicht eingetreten, dennoch kann der Bedarf für alle Kinder nicht gedeckt werden. Bislang konnte für 38 ukrainische Kinder ein Kita- oder Tagespflege-Platz vermittelt werden. Der Hauptfokus lag dabei auf Kindern, die ab Sommer in die Schule gehen. 62 Kinder stehen noch auf Wartelisten. Von ihnen können nach den Sommerferien neun Kinder in Kindertagesstätten aufgenommen werden.

„Die Ukraine-Krise trifft uns zu einem Zeitpunkt, an dem eigentlich alle Jugendämter noch dabei sind, die wachsenden Nachfrage nach Plätzen in Kindertagesstätten zu stemmen. Wir können daher Kinder aus der Ukraine anderen Kindern, die sich bereits auf Wartelisten in Kindertagesstätten befinden, nicht vorziehen“, machte Landrat Achim Hallerbach deutlich. Er ergänzte, dass die Planung des zusätzlichen Platzbedarfs dadurch erschwert wird, dass nicht in allen Fällen klar ist, ob die Ukrainer auch in Deutschland bleiben wollen, „Wir haben festgestellt, dass manche Eltern doch wieder in die Ukraine zurückkehren wollen“, berichtete Uwe Kukla.

Allerdings konnten auch Alternativen aufgezeigt werden: Die „Häuser der Familie“ in Linz, Neustadt/Wied und Puderbach haben zusätzliche Betreuungsangebote entwickelt, zum Beispiel in Form von Eltern-Kind-Gruppen. Diese bieten den Eltern gleichzeitig die Gelegenheit zum Austausch mit anderen betroffenen Familien.

Zur Förderung solcher Angebote hat das Land für den Kreisjugendamtsbezirk (Landkreis ohne Stadt Neuwied) insgesamt 10.000 Euro bereitgestellt. Der Landkreis wird – nachdem der Jugendhilfeausschuss einem entsprechenden Vorschlag der Verwaltung einhellig zugestimmt hat – aus seiner Kasse zusätzlich bis zu 20.000 Euro zum weiteren Ausbau solcher Angebote geben.

„Die Landesförderung ist für den gesamten Landkreis natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir würden uns hier vom Land deutlich mehr Engagement wünschen“, betonte Landrat Achim Hallerbach. Weiter führte er aus, dass sich gleichzeitig die im Landkreis Neuwied aufgebaute Struktur mit Mehrgenerationenhäusern und „Häusern der Familie“ bewährt. „Gerade in einer solchen Situation können sie für die Bereitstellung adäquater Angebote genutzt werden“, zeigte er sich erfreut.

 

 

Bildunterschrift: Der stellvertretende Leiter des Jugendamtes Uwe Kukla gab dem Jugendhilfeausschuss einen Überblick über die Situation unbegleiteter, minderjähriger Flüchtlinge aus der Ukraine.