Lahnstein. Alle zwei Jahre wird am bundesweiten Tag der Archive die öffentliche Aufmerksamkeit ganz besonders auf die vielfältigen gesellschaftlichen Funktionen der Archive gelenkt. Viele hundert Archive unterschiedlichster Archivsparten öffnen an den Aktionstagen ihre Türen und präsentieren sich mit interessanten Programmen der Öffentlichkeit als moderne Dienstleister.
Das Stadtarchiv Lahnstein wird am Samstag, 05. März 2022 von 14.00 bis 18.00 Uhr ebenfalls öffnen und so den Interessierten die Möglichkeit bieten, die Bestände und die Aufgaben eines Kommunalarchivs sowie die Räumlichkeiten im Untergeschoss der Kaiser-Wilhelm-Schule kennenzulernen.
Im Benutzerraum, wo sich die umfangreiche Archivbibliothek, das Fotoarchiv und die historischen Zeitungsbestände befinden, werden auch Originalquellen aus unterschiedlichen Beständen und Epochen vorgestellt. Führungen in die Magazinräume des Archivs, wo sich die Urkunden, Akten und Pläne befinden, finden nach Bedarf statt.
Was sich aus städtischen Akten ermitteln lässt, wird in einer Ausstellung exemplarisch am Lahnsteiner Notgeld dargestellt. Vor 100 Jahren waren Nieder- und Oberlahnstein erfinderisch, als sie zunächst als Kleingeldersatz 25- und 50- Pfennigscheine sowie im Jahr 1922 wegen der Zahlungsmittelknappheit 20-Markscheine drucken ließen. Wegen ihrer ironischen Gestaltung erlangten sie trotz hoher Auflagen schnell Sammlerwert und entgingen damit dem angedachten Zahlungsverkehr.
Die dazugehörigen städtischen Akten geben Aufschluss über den Schriftverkehr der Stadtverwaltungen von Ober- und Niederlahnstein mit der Reichbanknebenstelle Oberlahnstein und dem Reichfinanzministerium in Berlin, das die Ausgabe von Notgeld genehmigen musste. Da die finanzministerielle Genehmigung „nur für die Abhilfe der eine Zeit lang bestehenden Zahlungsmittelknappheit“ erteilt worden war, rügte die Reichsbankstelle Koblenz, wenn in der Presse die Scheine zu Sammlerzwecken angepriesen wurden.
Im Herbst 1923, zum Höhepunkt der Inflation, kam dann die Druckerpresse kaum noch nach, und die aufgedruckten Nennwerte der „Kassenscheine“ von Ober- und Niederlahnstein reichten von 25.000 Mark bis zu 200 Millionen Mark. Die Ausstellung zur Geschichte des Lahnsteiner Notgelds ist im langen Flur des Untergeschosses zu sehen.
Da es sich um eine Veranstaltung in geschlossenen Räumen handelt, greift nach der aktuellen Corona-Bekämpfungslandesverordnung die 2G-Regel, Einlass wird also nur geimpften, genesenen oder diesen gleichgestellten Personen mit entsprechenden Nachweisen und einem Ausweisdokument gewährt. Zudem herrscht eine durchgängige Maskenpflicht (FFP2- oder medizinische Masken).
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Notgeld aus Ober- und Niederlahnstein und die zugehörigen städtischen Akten, die über deren Entstehung. Im Hintergrund Hermann Casper, ehrenamtlicher Helfer im Archiv. (Foto: Stadtarchiv Lahnstein)
Quelle: Stadtverwaltung Lahnstein





