Die Familienhebamme und Expertin für Gesundheitsorientierte Familienbegleitung Jennifer Jaque-Rodney informierte 100 Fachkräfte aus dem Bereich Frühen Hilfen über den schwierigen Start, den traumatisierte Mütter mit ihren Kindern haben können.
Mütter, die selbst einschneidende Erlebnisse mit ihren Eltern hatten, oder vom Partner in häuslicher Gewalt eingeschüchtert wurden, sind besonders unsicher im Umgang mit ihren kleinen Kindern. Ihnen kann das Einfühlungsvermögen fehlen, die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und zu erfüllen. Stattdessen kommt es zu falschen Annahmen, z.B. dass das Kind schreit, weil es die Mutter nicht mag. Eine gefestigte Bindung zwischen Müttern und Kindern ist aber die Voraussetzung für eine gute und gesunde Entwicklung eines Kindes. Kinder brauchen Blickkontakt, sie brauchen Ansprache und positive Emotionen. Dies ist bei einer seelischen Verletzung der Mutter keine Selbstverständlichkeit.
Die Referentin stellte diese seelischen Narben der Mütter in den Blick und wies auf die Erkennungsmerkmale hin. Die Fachkräfte lernten für Kinder gefährliche Situationen erkennen. Aber Jaque-Rodney zeigte auch viele Möglichkeiten auf, diesen Müttern positiv zu begegnen und sie aus ihrer Lethargie zu befreien. Alltagssituationen wie Wickeln oder Füttern können mit den Müttern geübt werden, praktische Anleitungen zur Ansprache des Kindes gehören genauso dazu wie körperliche Bewegung. Ein Vorschlag ist, dass die begleitende Fachkraft an einer Puppe zeigt, wie man streicheln und massieren kann und nicht an dem Kind selbst. Nur so kann die Mutter die direkte Reaktion des Kindes erspüren und reagieren.
Die Botschaft dieses Fachtages war: „Eltern müssen gestärkt werden, um selbstbestimmt und verantwortlich für ihr Kind handeln zu können.“ Um dies zu erreichen, ist unter anderem eine gute Bindung zwischen Eltern und Kindern notwendig.
Das DRK Mittelrhein und die vier Jugendämter Mayen-Koblenz, Rhein-Lahn, Mayen und Koblenz arbeiten seit 7 Jahren gemeinsam im Bereich der Frühen Hilfen und der Familienbegleitung. Hieraus entstand die Idee eines Fachtages für Kollegen und Kolleginnen aus ähnlichen Aufgabengebieten, der im Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur Marienhof stattfand.

Quelle: Stadt Koblenz