Kurz vor Weihnachten verstarb Udo Liessem im Alter von 79 Jahren. Mehr als 50 Jahre hat er als Fachmann für Architekturgeschichte und als engagierter ehrenamtlicher Denkmalpfleger dazu beigetragen, dass zahlreiche Kulturdenkmäler in Koblenz als solche erkannt wurden und bis heute erhalten sind. Udo Liessem stand als Gründungsvorsitzender bis 2019 über mehrere Berufungsperioden dem Denkmalpflegebeirat der Stadt Koblenz vor. Bis zu seinem Tod war er der stellvertretende Vorsitzende des Beirates. Von 1992 bis 2004 war er auch Mitglied des Denkmalpflegebeirats des Landes Rheinland-Pfalz.
Der 1942 in Bonn geborene, in Koblenz aufgewachsene Pädagoge Udo Liessem wirkte neben seiner Tätigkeit als Lehrer an der Dualen Oberschule Koblenz-Asterstein von 1977 bis 2009 als Lehrbeauftragter für Baugeschichte im Fachbereich Bauwesen, Fachrichtung Architektur, der Hochschule Koblenz. Seit den frühen 70er-Jahren forschte, publizierte und referierte er zur Architekturgeschichte insbesondere der Stadt Koblenz und des Mittelrheins und engagierte sich in Vorträgen, Führungen und Publikationen für die Erhaltung der Kulturdenkmäler dieser Region.
Ein besonderes Verdienst Udo Liessems ist die Erforschung des Werkes des Koblenzer Baumeisters Johann Claudius von Lassaulx, der vor allem mit seinen Schul- und Kirchenbauten zu einem Wegbereiter des Historismus wurde und zugleich zur Bewahrung bedeutender Baudenkmäler im Rheinland wie der Matthiaskapelle in Kobern beigetragen hat. Große Verdienste erwarb sich Liessem außerdem bei der Erforschung der Koblenzer Stadtentwicklung im 19./20. Jahrhundert und der Bauten dieser Zeit, insbesondere der Baudenkmäler der 1950er Jahre. 1986 publizierte er mit Herbert Dellwing Band 3.1 der Denkmaltopographie der Stadt Koblenz, der als erste Publikation den reichen Denkmalbestand der Südlichen Vorstadt und des Oberwerths vorstellte. Udo Liessem gehört auch zu den Wegbereitern der stadtgeschichtlichen Wiederentdeckung und Würdigung der preußischen Festung Koblenz und Ehrenbreitstein. Er lieferte damit Grundlagen, die auch der laufenden Restaurierung der städtischen Festungswerke wie der Feste Franz dienen.
Fachlich gründlich bewandert, engagiert für die Sache und mit deutlichen Worten bezog Udo Liessem regelmäßig im Denkmalpflegebeirat und darüber hinaus eine klare Position für die Erhaltung und Pflege der Kulturdenkmäler. Immer wieder öffnete er mit seiner Forschung den Blick für lange verkannte Denkmäler und für neue Aspekte bekannter historischer Bauten. Seine nachhaltigen Impulse in Sitzungen, Vorträgen und im fachlichen Austausch sind ein Vermächtnis, das ebenso weiterwirkt und eine Verpflichtung für die Denkmalpflege ist wie seine zahlreichen Publikationen.