In ihrer letzten Sitzung im Jahr bewerteten die Delegierten der IG Metall Koblenz am Mittwoch 4. Dezember 2024 das kürzlich abgeschlossene Tarifergebnis in der Metall- und Elektroindustrie als solides Ergebnis in schwierigen Zeiten. Nach Abschluss der Tarifverhandlungen will sich die IG Metall jetzt weiteren wichtigen Zukunftsthemen zuwenden, die auf politischer Ebene entschieden werden. Bereits jetzt schwört die IG Metall Koblenz ihre Mitglieder auf einen Aktionstag am 15. März ein, an dem sie bundesweit ihre industrie- und sozialpolitischen Forderungen im Hinblick auf eine dann neue Bundesregierung zu setzen. In einem Gastreferat auf der Versammlung stellte Nadine Boguslawski, Hauptkassiererin und Tarifverantwortliche Vorständin der IG Metall, wichtige tarifpolitische, aber auch industrie- und sozialpolitische Herausforderungen IG Metall für die nächsten Jahre heraus.
„In der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage, war der Tarifabschluss ein Kompromiss, der zeigt, dass wir auch in schwierigen Zeiten solide Ergebnisse erzielen können,“ so Ali Yener, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Koblenz. „Zu allen Punkten der Forderung haben wir in der Tarifbewegung Antworten gefunden: Neben der Erhöhung der Entgelte, war das vor allem die deutliche Entgelterhöhung für die Auszubildenden in der ersten Stufe um monatlich 140 Euro in allen Ausbildungsjahren. Das wird auch dazu beitragen die Ausbildung in der Industrie attraktiv zu halten. Als soziale Komponente insbesondere für untere Entgeltgruppen konnte eine jährliche Sonderzahlung, die für alle in der gleichen Höhe gezahlt wird, vorgezogen und erhöht werden. Besonders ist auch, dass die Möglichkeiten der Umwandlung von Geld in Zeit bei besonderen Belastungen wie Schichtarbeit, aber auch Kinderbetreuung und Pflegeaufgaben erweitert werden konnten.“
Das Ergebnis sei dabei nur durch den großen Rückhalt unter den Beschäftigten erreichbar gewesen. „In vielen kreativen Aktion und Warnstreiks in den Betrieben und auf öffentlichen Plätzen haben unsere Mitglieder in den Betrieben gezeigt, dass sie bereit sind für die Tarifforderungen zu streiten. Sowohl Betriebe mit bester Auftragslage wie auch Betriebe in Kurzarbeit haben sich an Aktionen beteiligt, um Rückhalt zu zeigen. Nur mit dieser Unterstützung sind wir fähig ordentliche Tarifergebnisse zu erzielen,“ betont Ali Yener.
In den Tarifverhandlungen sei die IG Metall von Arbeitgeberseite vor allem mit Argumenten konfrontiert gewesen, die mit der Tarifbewegung direkt nichts zu tun haben. „Unsere berechtigten Forderungen nach mehr Kaufkraft für die Beschäftigten wurden Argumenten wie Krisensymptomen, aber auch Belastung durch Bürokratie oder Energiepreise zurückgewiesen, die allesamt wahlweise auf Fehlentscheidungen in Managementebenen oder politische Rahmenbedingungen zurückzuführen sind,“ so Ali Yener. „Nach der Tarifrunde wollen wir uns diesen Themen jetzt intensiv zuwenden. Verstärkt werden wir jetzt auf Arbeitgeber und Politik Druck machen, sich zum Industriestandort Deutschland zu bekennen und die entsprechenden Weichenstellungen zu setzen. Ein Punkt hierbei ist, dass das Festhalten an der Schuldenbremse bisher wichtige Investitionen verhindert: in Infrastruktur, Zukunftstechnologien genauso wie in Maßnahmen zum Ausgleich möglicher sozialer Folgen der Transformation.“ Aus Anlass der geplanten Neuwahlen des Bundestags im Februar 2025 plant die IG Metall daher für den 15. März 2025 einen bundesweiten Aktionstag, um ihre Forderungen an die dann neue Bundesregierung zu richten.
Nadine Boguslawski, Vorstandsmitglied und Tarifverantwortliche der IG Metall, stellte in ihrem Gastreferat vor den Delegierten der IG Metall Koblenz kommende wichtige Herausforderungen der IG Metall für die nächsten Jahre heraus. „In der Tarifpolitik wird uns zukünftig die Diskussion um einen sozialen Ausgleich für untere Entgeltgruppen beschäftigten, ebenso werden wir Mitgliedervorteilsregelungen weiter diskutieren, um die Mitglieder zu belohnen, die die tariflichen Regelungen erst möglich machen. Und werden wir uns weiter um eine Stärkung der Altersvorsorge bemühen – sei es auf gesetzlicher oder auch auf betrieblicher Ebene,“ so Nadine Boguslawski. „Tarifpolitik und Industriepolitik sind aber zwei Seiten einer Medaille,“ so Nadine Boguslawski weiter. „Im Moment sehen wir einen Großangriff der Arbeitgeber auf die deutschen Standorte. Konzerne haben die guten Gewinne, die unsere Kolleginnen und Kollegen erarbeitet haben, an Aktionäre ausgeschüttet und nicht in die Zukunft investiert. Gleichzeitig hat die Politik einen Schlingerkurs gefahren und keinen verlässlichen Rahmen für Zukunftsentscheidungen gegeben. Als IG Metall haben wir Antworten auf das, was nötig ist, um eine starke Industrie, starkes Handwerk und gleichzeitig einen starken Sozialstaat für die Zukunft zu sichern und die Herausforderungen der Transformation zu bewältigen“