Nach pandemiebedingten Einschränkungen im letzten Jahr, als die Künstler nur in den Schaufenstern im Ort ihre Werke zeigen konnten, sind zwar auch die diesjährigen Kulturtage noch von Corona geprägt, bieten aber schon wieder einiges mehr an Attraktionen. Nur auf die enge Atmosphäre auf dem Kapuzinerplatz mit Wein und Tanz muss auch in diesem Jahr noch verzichtet werden.
Am Freitag, 20.08. werden die Kulturtage um 18.00 Uhr im Rhein-Museum eröffnet. Im Anschluss daran wird es eine der letzten Gelegenheiten geben, noch die Ausstellung zum 500-jährigen Jubiläum der St. Sebastianus Schützenbruderschaft zu sehen. Die Ausstellung dokumentiert nicht nur die reichhaltige Tradition des Schützenwesens allgemein, sondern auch ein halbes Jahrtausend Ehrenbreitsteiner Stadtgeschichte. Dokumente, Fotos und Objekte, darunter Geschenke von Clemens Wenzeslaus und Kaiser Wilhelm II., legen Zeugnis von einer bewegten Vergangenheit ab. Der Initiator der Ausstellung, Dr. Joachim Kneis, wird die Gäste führen.
Schon um 19.30 Uhr folgt ein weiterer Höhepunkt, das Theater am Ehrenbreitstein führt das Monodrama JUDAS auf.
Er ist aus der Hölle emporgestiegen, um seine Geschichte zu erzählen. Nicht bloß, um seinen Namen reinzuwaschen, denn der steht ohnehin ausauslöschbar für Verrat. Ist es der Versuch eines Schuldbekenntnisses, oder eher der Rechtfertigung? War er ein Werkzeug oder ein Opfer des Schicksals? Was waren die Gründe, die hinter seinem Tun standen? Was trieb ihn, Judas Iskarioth, an? Wie wäre die einfluss- und folgenreichste Geschichte des christlichen Abendlandes verlaufen, wenn er Jesus nicht verraten und falsches Zeugnis abgelegt hätte? Hätte es einfach jemand anderes getan?
Kontakt und Kartenvorbestellung unter karten@theater-am-ehrenbreitstein.de     oder+49 171 3295736
Der Kulturtage-Samstag beginnt um 14.00 Uhr auf dem Kapuzinerplatz mit einem Kultur-Spaziergang durch Ehrenbreitstein. Die beiden Gästeführer, Dr. Kneis und Dr. Kienle, sind vielen Einheimischen schon von ihren Führungen zum Rheinsteig-Uferfest „Märchen und Wahrheit“ bekannt“. Mit dem Kultur-Spaziergang bieten sie erstmals eine neue gemeinsame Führung an. Die Führung ist zweistündig konzipiert und endet in der Kellereibotsgasse, wo um 16.00 Uhr an der ehemaligen Synagoge eine Tafel des Ortsrings enthüllt wird. Die jüdische Gemeinde Ehrenbreitstein hatte hier im 19. Jh. ihr Gebetshaus, da allerdings bis 1900 die meisten jüdischen Einwohner Ehrenbreitstein verlassen hatten, wurde die Synagoge aufgelöst und das Haus einer anderen Nutzung zugeführt.
Die Galerien im Ort öffnen zwischen 14.00 und 15.00 Uhr, einige Künstler zeigen neu entstandene eigene Werke, andere stellen auch Künstler von außerhalb vor. So zeigt z. B. die Galerie KM 570 Werke des Düsseldorfer Malers Thomas Kohl. Kohl war Schüler von Gerhard Richter und über lange Jahre auch dessen Assistent. Die Ausstellung zeigt die vielteilige Glasarbeit VENUS als Bildraumkonstellation.
Ab 18.30 Uhr ist der Abend wieder dem Theater gewidmet. Auf der Gartenbühne am Konradhaus führt die Schauspielschule zeitgenössische Monologe auf:
Wie Charlie Chaplin in dem gleichnamigen Film von 1936, kämpfen auch die Protagonisten der Monologe mit der Geschwindigkeit und den Gegebenheiten ihrer Zeit. So findet die Frau, in Christopher Durangs „Gebrüllt vor Lachen“ es viel zu anstrengend, lebenstüchtig zu sein und schafft es nicht einmal, sich eine Dose Thunfisch zu kaufen; Miriam kompensiert die nicht geweinten Tränen, anlässlich des Todes ihrer Oma mit einem Beerdigungsmarathon: „Ich schaffe es auf acht Beerdigungen im Monat“ und der Wanderer aus Elfriede Jelineks Winterreise reflektiert „… aber die Zeit ist nicht meine, diese Zeitlichkeit war nicht meine, ich komme aus einer anderen Zeitlichkeit, nicht aus dieser, habe ich mir eingebildet, aber das ging nicht…“
Kartenvorbestellung unter +49 176-84857896, Eintritt € 15,–
Das Theater am Ehrenbreitstein wiederholt um 19.30 Uhr noch einmal sein Monodrama JUDAS.
Am Sonntag-Nachmittag werden die Ateliers wiederum geöffnet sein.
Um 15.00 Uhr gibt es in der Kellereibotsgasse ein Fensterkonzert mit Café Noir mit Isabelle Roger (Geige), Sabine Monschau (Klavier) und Gerwin Rodewald (Fagott). Wer gerne sitzen möchte, möge sich einen Klappstuhl mitbringen.
Ein weiterer musikalischer Event schließt um 18.00 und ein weiteres Mal um 20.00 Uhr die diesjährigen Kulturtage ab. Im Kammermusiksaal des Vereins „Alte Musik am Mittelrhein“, Obertal 24 c findet „Live-Elektro“ statt, Musik die die Freiheit im unendlich geloopten Moment sucht. Mit viel Liebe für elektronische Tanzmusik improvisieren die Musiker von TrommelTrubel, die allesamt in der Jazzküche gelernt haben jedes Mal auf neue atmosphärische und tanzbare Sets.
Das vielseitige Instrumentarium ist spannend für Ohren und Augen. Egal wo. Die Ansage an das Publikum lautet: „Wir sind die Trommeln, ihr seid der Trubel!“
Kartenvorbestellung unter rangulf@zschenderlein.de  , Eintritt 15 €, bis 18 Jahre frei.