Lahnstein hat Geschichte, Folge 719

Lahnstein. Südlich der Pfarrkirche St. Martin stand einst die Kreuzkapelle. Sie wurde bei der Kirchenvergrößerung 1896 wegen Bau des Seitenschiffes in die Südwestecke des Kirchhofes versetzt, angrenzend an ein Wohngebäude. Das Wohngebäude stand in der Kirchstraße, gehörte zum Hotel Rüdell und wurde 1982 für den Ouahigouya-Platz abgerissen. In der Kreuzkapelle befand sich eine Kreuzigungsgruppe, die der Zollschreiber Friedrich Weinbach 1622 gestiftet hatte. Diese Figurengruppe aus Stein stellte Christus mit Maria und Johannes dar. Am Rande hielt eine Engelsgestalt das Stifterwappen mit Namenstafel.

Diese Kapelle wurde nach dem Ersten Weltkrieg in eine Kriegergedächtniskapelle umgewidmet. Dazu berichtete das Lahnsteiner Tageblatt im Dezember 1920, dass die Kapelle „zum Gedächtnis unserer Gefallenen katholischen Oberlahnsteiner Krieger“ neu ausgestattet wird. Die Initiative ging vom damaligen Pfarrer Monsignore Michael Müller aus. Die Umsetzung dauerte aber zwei Jahre, weil der ursprünglich beauftragte Bildhauer Caspar Weis seinen Entwurf nicht umsetzte.

Die Kapelle bekam weitleuchtende goldene Lettern, die Sinn und Zweck der Gedächtnisstätte kündeten. Auf sechs Marmortafeln an den Innenwänden der Kapelle fanden die Namen der 146 Gefallenen und sieben Vermissten Platz.

Maurerarbeiten erfolgten durch die Firma Kuhner aus Koblenz, Steinmetzarbeiten durch Peter Meuser aus Lahnstein, die Ausmalung durch Maler Klappheck von Aachen. Die Gesamtkosten betrugen 68.196 Mark, wobei die Inflation schon deutlich zu spüren war.

Die feierliche Einweihung mit Beteiligung der Gesangvereine Liedertafel, MGV 1863, Frohsinn und Kirchenchor erfolgte am 10. September 1922. Reden hielten Studienrat Jäger, Bürgermeister Dr. Weber und Rechtsanwalt Sturm. Dann folgte die Einsegnung der Kapelle durch den Direktor des Collegiums Carolinum.

Auch die Protestanten hatten für ihre Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg eine Ehrentafel in ihrer Evangelischen Kirche aufgestellt, die politische Gemeinde folgte 1928 auf dem Friedhof Sebastianusstraße und 1933/35 mit dem Ehrenmal auf dem Martinsberg.

Während die beiden letzten Ehrenmale noch stehen, wurde die Kriegergedächtniskapelle 1966 unter Pfarrer Paul Hergenhahn abgerissen. Das Holzkreuz hängt seit 1965 in der Wenzelskapelle. Die Ehrentafel aus der evangelischen Kirche hängt heute in der St. Ulrichskapelle auf Burg Lahneck.