Laufzeit: 5.11.2023 – 28.4.2024
Denkmäler, die an bedeutende Künstler und Musiker erinnern, sind seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in vielen Ländern Europas beliebt. Auch Ludwig van Beethoven (1770-1827) wurde immer wieder auf diese Weise geehrt. Im Vergleich zu anderen Komponisten wurden für ihn sogar besonders viele Monumente errichtet, und dies in den unterschiedlichsten Ländern der Erde und bis in die jüngste Gegenwart hinein.
Schon kurz nach Beethovens Tod bestand in Bonn und Wien den Wunsch, ihm ein Denkmal zu setzen. Doch erst 1845 konnte auf dem Bonner Münsterplatz das erste Beethoven-Monument enthüllt werden. Dessen Gesamterscheinung ist, wie bei bürgerlichen Monumenten dieser Zeit üblich, relativ schlicht und zurückhaltend ist: Der Komponist steht in zeitgenössischer Kleidung auf einem hohen mit allegorischen Reliefs verzierten Sockel. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schuf man dagegen repräsentativere Denkmäler mit einem ganzen Ensemble allegorischen Figuren, wie es das große Monument in Wien aus den 1870er Jahren zeigt.
Neben solchen heroischen Interpretationen entstanden am Ausgang des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber auch Denkmäler, die den Hauptakzent auf die Darstellung Beethovens als Mensch legen und seine Liebe zur Natur thematisieren. Typische Beispiele dafür sind die Skulpturen in Neapel und Wien-Heiligenstatt.
Auch in Nord- und Mittelamerika war man bereits früh an der Ehrung Beethovens durch Denkmäler interessiert. Diese wurden jedoch meist von Künstlern geschaffen, die aus Europa stammten oder dort ihre Ausbildung erhalten hatten, und folgten daher in der Regel den bereits etablierten künstlerischen Konzepten. Neue Ansätze entwickelten sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Frankreich. Dort entstanden – inspiriert vom Stil Auguste Rodins – ganz neuartige Beethoven-Plastiken voller Pathos und Leidenschaft, deren freier expressiver Stil bis heute die Vorstellungen von einer modernen Darstellung des Komponisten prägt.
Während in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg die allgemeine Begeisterung für die öffentliche Ehrung Beethovens groß war, wurde die Mitte des 20. Jahrhunderts von einer gewissen Zurückhaltung im Umgang mit traditionellen „Kultur-Ikonen“ geprägt, und es entstanden nun eher selten neue Denkmäler für Beethoven. Erst seit den 1970er Jahren nahm das Interesse an dieser Form der öffentlich präsentierten Kunst wieder zu. Nun suchte man nach Konzepten, die bewusst populäre Sichtweisen in Frage stellen und neuartige Denkansätze bieten. Die Form der Interpretation ist auch bei den in jüngster Zeit  entstandenen Denkmälern greifbar: Sie lösen sich entweder völlig von der figürlichen Darstellung, oder sie verfremden die Figur Beethovens und regen den Betrachter dadurch an, den eigenen Blick auf den Komponisten zu hinterfragen.
Anders als in Europa zeichnen sich die Beethoven-Denkmäler, die seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhundert in Asien errichtet wurden, durch eine wesentlich größere Unbefangenheit im Umgang mit traditionellen Formen aus. So greift man dort vermehrt auf den schon im 19. Jahrhundert beliebtesten Denkmalstyp zurück – die Darstellung des Komponisten in Ganzfigur oder als monumentale Büste auf einem mehr oder weniger elaborierten Sockel. Um die Modernität Beethovens zum Ausdruck zu bringen, wird dabei meist ein kantiger, zur Abstraktion tendierender Stil gewählt wie im Fall der beiden Denkmäler in Naruto und in Quingdao.
Bei aller Unterschiedlichkeit in Konzept und Erscheinung lassen die in den vergangenen knapp 200 Jahren entstandenen Beethoven-Monumente doch alle deutlich erkennen, wie sehr Beethoven überall auf der Welt bewundert wird und wie groß nach wie vor das Bedürfnis ist, seiner Person und seiner Kunst ein würdiges Denkmal zu setzen.
Die neue Sonderausstellung im Museum Mutter-Beethoven-Haus präsentiert eine Auswahl der interessantesten Beethoven-Denkmäler in Modellen und Fotografien. Sie gibt damit einen Einblick in die ganze Vielfalt der Ideen und Konzepte, die entwickelt wurden, um an den großen Komponisten und seine Musik zu erinnern.
Abb. 1: Peter Christian Breuer (1856 – 1930), Beethoven-Sitzplastik in der Bonner Rheinaue, 1938 l Foto: Matthias von der Bank, 2017