Zahlreiche Akteure der Filmbranche haben sich nun darauf geeinigt, sich an verbindliche Regeln zu halten, wenn es um den Einsatz Künstlicher Intelligenz geht. Dabei soll es vor allem um die Persönlichkeitsrechte gehen.
Worum geht es bei den verbindlichen Vereinbarungen zwischen Netflix und BFFS?
Die Künstliche Intelligenz – KI – schreitet unaufhaltsam voran und erobert immer mehr Branchen. Dabei sind die Veränderungen oft nachhaltig. Wer heute etwa im Bereich Online Shopping unterwegs ist, kann davon ausgehen, dass der Support im Live Chat schon von einem Chat-Bot durchgeführt wird. Texte und Fotos werden immer häufiger über KI-Programme erstellt. Auch das Online Glücksspiel hat sich verändert: Die KI sammelt die Aktivitäten und präsentiert danach individuelle Angebote – so können auch die Top Casinos des Monats überzeugen, wenn am Ende maßgeschneiderte Bonusangebote zur Verfügung gestellt werden. Doch die KI kann noch weit mehr und wird auch im Bereich des Spielerschutzes eingesetzt, sodass darauf geachtet wird, ob sich das Spielverhalten mit der Zeit verändert.
Die KI kommt natürlich auch schon in der Filmbranche zum Einsatz. Nun hat sich der Bundesverband Schauspiel – BFFS – sowie der Streamingdienstanbieter Netflix darauf geeinigt, verbindliche Vereinbarungen zu treffen, wenn es darum geht, KI in der Synchron- sowie Filmproduktion einzusetzen. Die Verträge sollen, so die Mitteilung der Schauspielgewerkschaft, sicherstellen, dass die KI nur dann eingesetzt wird, wenn Urheber- und Persönlichkeitsrechte gewahrt werden. Das bedeutet, dass die Verträge technisch derzeit mögliche Einsätze mit KI regeln, in denen es zu einer Veränderung der Darbietung kommen kann. Zudem sollen die Fälle geregelt sein, wenn Aussehen oder Stimme des Schauspielers nachgebildet oder durch synthetische Figuren generiert werden.
„Diese verbindlichen KI-Vereinbarungen stellen sicher, dass betroffene Schauspielerinnen und Schauspieler dieser Verwendung von KI nur durch eine gesonderte, ausdrückliche und schriftliche Erklärung zustimmen können“, so der BFFS. Für den Justiziar des BFFS Bernard Störkmann ist es zudem ein „wichtiges Zeichen“. Denn es geht um den „Umgang mit KI unter Achtung von gesetzlichen Regelungen und Persönlichkeitsrechten“ – die KI darf hier kein nebulöses Schreckgespenst bleiben.
Nun kommt auch der erste KI-Film
Mit „Pirate Queen: Zheng Yi Sao“ kommt auch im Juli der erste komplett KI-generierte Film auf die Kinoleinwand. Bei Bildern, Szenen sowie Umgebung hat man die KI-Technologie verwendet. Anstelle der Kameras, Licht und Kulissen wurden Tools wie Runway oder Midjourney genutzt. Auch war die KI im Einsatz, als man digitale Schauspieler erstellt hat. Selbst Teile der Animation sowie Postproduktion hat die KI übernommen. „Pirate Queen: Zheng Yi Sao“ könnte die Art und Weise, wie Filme seit Jahrzehnten gedreht werden, völlig verändern.
Das Drehbuch hat übrigens ein Mensch verfasst. Denn laut dem Produktionsteam war es der KI nicht möglich, die historischen Daten mit Blick auf die Piratenführerin Zheng Yi Sao zu überprüfen. Zudem konnte die KI auch keine emotionale Tiefe erreichen. Auch soll die KI bei langen Dialogen versagt haben. Geht es um Musik und Stimmen, so ist noch unklar, wer dahintersteckt: Es gab Casting-Aufrufe („Hier brauchst du kein Vorsprechen, kein dreimonatiges Filmteam-Praktikum – willkommen sind alle Anfänger! Alles, was du tun musst, ist dich anzumelden!“) was bedeuten würde, hier waren Menschen im Einsatz.
Chen Zhuo, eine 29 Jahre alte Ingenieurin, steckt übrigens hinter dem Film. Sie hat mit FizzDragon auch das erste KI-Filmstudio der Welt gegründet. „Was mit zwei Menschen begann, wuchs auf fünf – und schließlich auf über hundert. Menschen aus aller Welt haben gemeinsam mit KI an einem Ziel gearbeitet. Wir haben ein Wunder erschaffen“, so Zhuo. Während übrigens klassische Actionfilme schnell einmal mehr als 100 Millionen US Dollar kosten, blieben die Produktionskosten dank KI-Unterstützung überschaubar: 139.191 US Dollar.
Erste Erfolge gab es bereits im Februar
Schon im Februar haben der Bundesverband Schauspiel, die Produktionsallianz sowie auch die Gewerkschaft ver.di mitgeteilt, man hätte sich auf Bedingungen geeinigt, die mit dem Einsatz generativer KI in Filmproduktionen zu tun haben. Dabei stellt die Produktionsallianz eine unabhängige Interessensvertretung der deutschen Produzenten von Film-, Fernseh- und diversen anderen audiovisuellen Medien dar. Die Allianz besteht aus 375 Mitgliedern. BFFs steht hingegen für Film, Fernsehen, Bühne und Sprache. Mit mehr als 4.300 Schauspielern gehört der BFFS zur größten nationalen Schauspielerorganisation, zudem handelt es sich um die mitgliederstärkste Berufsvertretung im Bereich der deutschen Film-, Fernseh- sowie Theaterlandschaft.





