„Terminal 5 / Rohlinge“ – zwei Monologe von zwei Autoren, Simon Stephens und Dorian Brunz, die Regisseur Markus Dietze und Co-Regisseurin Marie-Theres Schmidt in ihrer Inszenierung miteinander in Korrelation bringen, die aber zugleich ganz für sich stehen. Das Publikum wird im überzeugend zum „Nichtort“ stilisierten Atrium der Rhein-Mosel-Halle in Grenzbereiche innerer Zerrüttung mitgerissen.

 

Sie muss zum Tierarzt. Sie muss fürs Wochenende einkaufen. Sie muss ihre Tochter von der Schule abholen. Aber heute Nachmittag tut sie von alldem nichts. Heute biegt sie nach rechts ab statt nach links. Sie geht zur U-Bahn-Station, schleudert ihr Mobiltelefon vor den einfahrenden Zug, steigt ein, fährt zum Flughafen hinaus und verlässt so ihren gewohnten Weg alltäglicher Routine. Umgeben vom lauten Gedränge der Großstadt, sucht die Figur in Simon Stephens‘ Monolog aus dem Jahre 2008 einen Moment des Innehaltens und blickt auf das geschäftige Treiben herab wie in den Abgrund, der sich in ihrem eigenen Leben auftut.

 

Für den zweiten Teil dieses Theaterabends hat das Theater Koblenz den jungen Autor Dorian Brunz, dessen Stück „Dumbo“ bereits erfolgreich in Koblenz uraufgeführt wurde, gebeten, eine textliche Antwort aus dem Jahre 2021 auf den Text des englischen Erfolgsschriftstellers Stephens zu schreiben. In „Rohlinge“ stellt Brunz unser Jetzt gegen die Welt von „Terminal 5“: Der alte urbane Ausnahmezustand im Zeichen von Mobilität, Schnelligkeit und Menschenmassen hat sich zur neuen Normalität der Einsamkeit als Dauerzustand gewandelt und verdichtet sich zu der Frage: „Wer blickt zuversichtlich in meine Zukunft?“

 

Während „Terminal 5“ als szenische Audioinstallation inszeniert ist, kommt „Rohlinge“ als exzessive Soloperformance daher. Für beides ist das Atrium der Rhein-Mosel-Halle das perfekte Setting, sodass sich die Tragweite dieser beiden, von Schauspielerin Magdalena Pircher dargebotenen, Monologe entfalten kann: Es ist clean, kalt, leer – und bietet damit beiden Stücken Raum. Einen Zwischenraum, einen Nichtort, den man verlassen möchte; einen Leerraum, der ebenso Terminal wie Gefängnis sein und in dem die Atmosphäre der Monologe ungefiltert hallen kann.

Die Premiere von „Terminal 5 / Rohlinge“ in der Rhein-Mosel-Halle ist am Mittwoch, den 15. September um 20:00 Uhr. Weitere Termine: 20. September 2021, 10.|11.|23. Oktober 2021 und 13.|17. November 2021, jeweils um 20:00 Uhr. Karten sind an der Theaterkasse im Forum Confluentes oder online auf www.ticket-regional.de erhältlich.

 

Copyright Foto: Theater Koblenz