Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt informierte in der Neuwieder Innenstadt das Aktionsbündnis gegen Gewalt über die Hilfen in der Region, wenn Gewalt den Alltag in engen sozialen Beziehungen prägt.

        

Die aktuelle Kriminalstatistik bestätigt leider die Befürchtungen der Beratungsstellen: Unter den Pandemiebedingungen hat die Gewalt in Familien zugenommen. Die Zahl der offiziell gezählten Opfer von Partnerschaftsgewalt stieg im Corona-Jahr 2020 in Deutschland um 4,4 Prozent auf insgesamt 148.031 an. Dabei richtet sich die Partnerschaftsgewalt mit 80,5 Prozent hauptsächlich gegen Frauen. Allein bezogen auf die Ehe sind die Zahlen alarmierend: Im vergangenen Jahr wurden 31.421 Frauen Opfer der Gewalttaten ihrer Ehemänner.

 

„Die Zahlen sind erschreckend, muss man doch davon ausgehen, dass die Dunkelziffer sehr viel höher ist. Die Gewalt reicht von Nötigung und einfacher Körperverletzung über Freiheitsberaubung und Stalking bis hin zu Mord und Totschlag. Dabei sind nicht nur die Partnerinnen Opfer, sondern auch die Kinder, die in diesen gewaltbetroffenen Haushalten leben müssen“, erklärt Birgit Bayer, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neuwied, die mit ihren Mitstreiterinnen vom Aktionsbündnis gegen Gewalt den Infostand organisierte.

 

Zum Aktionsbündnis gehören die Gleichstellungsbeauftragten und Jugendämter in Stadt und Kreis, die Interventionsstelle des Caritasverbandes Rhein-Wied-Sieg, das Diakonische Werk im Evangelischen Kirchenkreis Wied, die Evangelische Frauenhilfe Kreisverband Wied, die Katholische Frauengemeinschaft Deutsch­lands Neuwied, Trotzdem-Lichtblick – Verein gegen sexuellen Missbrauch/Frauennotruf, die Frauenbegegnungsstätte Utamara, der Kinderschutzdienst Neuwied, die Lebensberatungsstelle des Bistums Trier, die Polizei Neuwied mit der Koordinierungsstelle gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen und der Weisse Ring – gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten.

 

Ziel des Bündnisses ist es, über Beratungsstellen in der Region zu informieren, aber auch in enger Zusammenarbeit die Hilfestruktur für die Stadt und den Landkreis zu

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verbessern. „Wir erkennen bei allen erschütternden Zahlen auch Fortschritte: Eine Interventionsstelle hilft Opfern von Partnergewalt beim Ausstieg aus der Gewaltspirale, und durch den Paradigmenwechsel, den das Gewaltschutzgesetz eigeleitet hat, muss nicht mehr das Opfer aus dem gemeinsamen Haushalt fliehen, sondern wer schlägt, muss gehen“, berichtet Doris Eyl‑Müller, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises. „Partnerschaftsgewalt wird heute durch Polizei, Gerichte und die Gesellschaft insgesamt viel deutlicher sanktioniert als noch vor 20 Jahren“, bestätigt Bayer, „dennoch müssen wir weiter informieren und Gewalt, wo immer sie uns begegnet, ächten. Sie zerstört Menschen und kostet die Gesellschaft Milliarden“.

 

Unterstützung und Hilfe bei Gewalt gegen Frauen gibt es bei allen Mitgliedern im Aktionsbündnis. Die Kontaktdaten und weitere Informationen gibt es im Internet unter www.beratung-neuwied.de.