Koordinierungsgruppe Stab gebildet – Sparappell: Jede heute gesparte Kilowattstunde Energie kann sehr wertvoll werden

Kreis Neuwied. Ist die Turbine nur ein Vorwand? Dreht Putin den Hahn bald ganz zu? Oder wird das Gas demnächst wieder „wie immer“ durch die Pipelines laufen? Diese Fragen zu beantworten, wäre reine Spekulation. Klar aber ist: Kommt zu wenig oder gar kein Gas mehr aus Russland, wird das zumindest im kommenden Winter in Deutschland spürbare Folgen haben. „Et hätt noch emmer joot jejange“?: Das wäre fahrlässig. Die Gefahr ist real! Vorbereitet zu sein, frühzeitig zu reagieren, ist stattdessen das Gebot der Stunde. Denn klar ist auch: Ein geordnetes Krisenmanagement erspart im Ernstfall nicht nur viele Probleme, auch jede heute schon – bei warmem Wetter – gesparte Kilowattstunde Energie kann dann sehr, sehr wertvoll sein.

Der Kreis Neuwied will vorbereitet sein: Deshalb hat Landrat Achim Hallerbach bereits in der vorletzten Woche die Leiter der einzelnen Abteilungen des Kreishauses zusammengerufen, um in Sachen „Gas-Mangellage“ die Krisen-Vorsorge aufzunehmen. „Es ist noch kein Krisenstab, sondern es geht erst einmal darum, alle Informationen zusammenzutragen und Struktur hereinzubringen“, begründete er und machte deutlich, dass keinesfalls Panik geschürt werden soll. „Aber wir müssen auch die Worst-Case-Szenarien besprechen. Das kann viel Arbeit für die Schublade sein, aber wir können im Fall der Fälle in Situationen kommen, die wir alle nicht kennen“, machte der Landrat deutlich.

Das bestätigten Geschäftsfeldleiter Thomas Endres von den Stadtwerken (SWN), Johannes Schardt (Syna) und Peter Hehl (Energienetze Mittelrhein), die in der Sitzung die aktuelle Lage aus Sicht der Versorger darstellten und verschiedene mögliche Entwicklungen skizzierten. „Noch haben wir genug Zeit, aber wir müssen die Kette bis zum Ende denken – alles in der Hoffnung, dass es nicht so weit kommt“, hielt Endres fest und warb ebenfalls dafür, jetzt zu sparen: „Besser kratzen, bevor es juckt“, kommentierte er – auch im Hinblick auf die kommenden Abrechnungen. Großkunden hätten vor allem wegen der stark gestiegenen Preise schon begonnen, ihre Produktionsprozesse so umzustellen, dass sie bis zu 25 Prozent weniger verbrauchen, berichtete er. Apropos Kosten: Peter Hehl machte deutlich, dass es auch unter diesem Aspekt keine Option sein wird, bei der Wärmeerzeugung Gas durch Strom zu ersetzen. „Der Preis ist immer noch doppelt so hoch“, erklärte der Fachmann.

Auch der Kreis Neuwied hat für seine Immobilien Energiesparmaßnahmen geprüft und umgesetzt. „Wir würden uns wünschen, wenn uns Bund und Land eine abgestimmte Richtlinie zur Hand geben würde, damit es auch hier ein flächendeckendes, einheitliches Vorgehen gibt,“ fordert der Landrat, der ansonsten zeitraubende Diskussionen und Unsicherheiten befürchtet – zum Beispiel bei den Themen Hygiene und Gesundheitsschutz (Legionellenbildung).