Kryptowährungen waren kurz davor, in der Mitte der Gesellschaft anzukommen. Immer mehr Koblenzer und Deutsche allgemeine haben in das dezentrale Geld investiert, doch jetzt gibt es einen Schock in der deutschen Fintech Welt. Das Start-Up Nuri Bank, das sich auf Kryptowährungen spezialisiert hat, steht vor der Insolvenz und damit ist das Geld von mehr als 500.000 Kunden, die bitcoin kaufen bei Paybis, in der Schwebe. Dabei spielt der Bitcoin Kurs nicht einmal die Hauptrolle.

Was ist passiert?

Die Nachricht wird in einem kleinen grauen Kästchen auf der Startseite angezeigt. „Nuri hat am Dienstag, den 9. August 2022 Insolvenz angemeldet“, heißt es auf der Website der Nuri Bank. Klickt man darauf, sieht man den bekannten Ton des jungen Start-Ups: „Wir möchten Dich über eine wichtige Entwicklung informieren, die weder unsere Dienstleistungen noch die Einlagen und Investments bei Nuri betrifft.“ Der Grund für die Insolvenz des Unternehmens, das sich früher vor Investoren kaum retten konnte, ist nach eigenen Angaben die derzeit schwierigen Marktentwicklungen und die Auswirkungen des Ukraine Krieges auf die Finanzmärkte weltweit, was auch Folgen für das Geschäft von Nuri hat.

„Garantierter Zugriff auf deine Gelder“

Die Nuri-Bank beschreibt die Insolvenz als notwendigen Schritt, um den weiteren Betrieb der Anwendung und die Erfüllung der eigenen Verbindlichkeiten sicherzustellen. Alle Einzahlungen und Anlagen auf Nuri-Konten sind dank der Partnerschaft mit der Solarisbank AG sicher. Nuri selbst hat keine Banklizenz, arbeitet aber seit 2018 mit Solaris in Berlin. 

Solaris wiederum ist Teil des Einlagensicherungsfonds, der Kundeneinlagen bis zu einer Höhe von 100.000 Euro rechtlich absichert. Nach Angaben des Instituts verwaltet Nuri Einlagen in Höhe von 325 Millionen Euro. Auf der Homepage verspricht Nuri den eigenen Kunden: „Du hast weiterhin garantierten Zugriff auf Dein Geld und kannst es jederzeit ein- und auszahlen.“ Alle Beträge an Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether werden laut Nuri in sogenannten Wallets und Tresoren gespeichert und kann immer noch jederzeit zurückgezogen oder gehandelt werden.

Laut Nuri wurden die Kryptowährungen in sogenannten Bitcoin-Ertragskonten eingefroren. „Der Zahlungsstopp für Celsius bleibt bestehen und die Bezahlfunktion bleibt inaktiv.“ Auch Celsius, ein US-Partner der Nouri Bank, hat vor wenigen Wochen Insolvenz angemeldet. Bei Bitcoin-Ertragskonten hatte Nuri in der Vergangenheit die eigenen Kunden an das amerikanische Start-Up verwiesen. Die eingelagerten Bitcoins wurden dann von Celsius an andere Personen in Krediten verliehen, während man an die Sparer einen relativ guten Jahreszins von ca. 3 % auszahlte.

Kombination aus Krypto-Lagerhaus und Bankkonto

Risikokapitalgeber Jan Miczaika von HV Capital sieht trotz Nuris Insolvenz weiterhin die Notwendigkeit für dieses Geschäftsmodell. Es ist ein Hybrid aus Online-Bankkonto, Krypto-Wallet und Wertpapierhandel. Diese „Kombination aus Welten und Anlageklassen“ sei bei Kunden sehr gefragt, sagte Miczaika. Analysten gehen davon aus, dass der Markt für diese Hybriden Konten einer der neuen Wachstumsmärkte in der Finanzwelt ist.

Das zeigen interne Daten verschiedener Beteiligungsgesellschaften von Fintech-Unternehmen. HV Capital hält Beteiligungen an Unternehmen wie der Solarisbank. Zur Insolvenz der Nuri-Bank sagte der Venture Capitalist gegenüber der aktuellen Lage: „Nuri hat sehr innovativ angefangen, aber jetzt ist der Markt gesättigt.“ Dennoch gibt es Chancen für solche Fintech-Unternehmen, sobald sich die angespannte Marktsituation ändert.

Zu schnelles Wachstum ohne Gewinn

Oliver Geisel, Experte für „Neobanken“ bei Capco, einer auf Finanzdienstleistungen spezialisierten Unternehmensberatung, hält den Markt für noch unreif. Viele Unternehmen wachsen zu schnell, ohne Profit zu machen, – um möglichst viele neue Kunden zu gewinnen. Laut Geiseler haben sogenannte Neobanken und Fintech-Unternehmen in letzter Zeit eine schwierige Phase durchgemacht. „Es ist schwierig, wenn die Bewertungen deutlich gesunken sind, der Kapitalbedarf aber immer noch riesig ist.“ Einige dieser Geschäftsmodelle seien auch in den USA zusammengebrochen.

Stark fallende Kurse

Aus Sicht eines Fintech-Experten herrscht derzeit ein „Krypto-Winter“, der sich in deutlich niedrigeren Preisen widerspiegelt. Die Kundengelder gingen aufgrund der unsicheren Weltlage aufgrund des Krieges in der Ukraine, hoher Inflation und steigender Zinsen zurück. Das Ergebnis: Anbieter wie der schwedische Finanzdienstleister Klarna, einst das wertvollste Start-Up Europas, mussten einen Ratingverlust von 85 % hinnehmen. Es wird derzeit auf 6,7 Milliarden US-Dollar geschätzt, verglichen mit 45,6 Milliarden US-Dollar im Juni 2021.

Spätestens seit die großen Zentralbanken die Zinsen erhöht haben, hat sich der Wind in der Branche gedreht. Dies könnte zur Insolvenz der Nuri Bank führen. Offenbar findet das Institut seit Monaten keine neuen Geldgeber oder Käufer – ein Problem, mit dem viele Start-ups konfrontiert sind.