In Minuten gelernt, nur langsam beherrscht: Poker hat weltweit Millionen von Anhängern. Dabei reicht die Bandbreite von Gelegenheitszockern, die nur mal so zum Spaß mit Freunden oder im Online-Casino ein paar Hände spielen, bis zu Ligaspielern und Kartenprofis.
Deutsche Pokerstars wie der Berliner Koray Aldemir, der die Weltmeisterschaft in der World Series of Poker 2021 gewann und damit den Münsteraner Hossein Ensan ablöste, sowie Fedor Holz, der als erfolgreichster und bester deutscher Pokerspieler aller Zeiten gilt, sind inzwischen vielen Leuten ein Begriff.
Doch selbst, wer nur zum Spaß zu den Karten greift, kann mit etwas theoretischem und praktischem Training seinem Erfolg auf die Sprünge helfen. Poker ist nämlich nur zum geringen Teil vom Glück abhängig. Viel wichtiger sind zumindest auf längere Sicht mathematisches Verständnis und psychologisches Einfühlungsvermögen.
Das klingt sehr anspruchsvoll, muss es aber nicht sein. Die Poker Regeln an sich sind sehr einfach. Für den Anfang ist es hilfreich zu wissen, welche Starthände überhaupt aussichtsreich sind. Profis spielen nur rund 20 Prozent aller Hände und nutzen ansonsten lieber die Zwangspause, um ihre Gegner und deren Spielgebaren zu studieren.
Für Anfänger sind dabei Online-Spiele ideal, weil sie die Gelegenheit bieten, sich jeden einzelnen Spielzug zu notieren. Liegen größere Datenmengen vor, können diese anschließend analysiert werden. Nur selten gewinnt nämlich die stärkste Hand. Stattdessen sind starke Nerven und ein kühler Kopf mindestens genauso entscheidend.
Das Studium der Partien nach dem Spiel erlaubt es, nicht nur die Kontrahenten, sondern auch das eigene Verhalten unter die Lupe zu nehmen. Wer weiß, ob er sich leicht bluffen lässt oder mit schlechten Karten zu lange im Spiel bleibt, kann das ändern. Zeigen die Mitspieler diese Angewohnheiten, lässt sich die eigene Strategie darauf abstellen.
Gerade Anfänger lassen sich leichter von der Aufregung mitreißen, wenn es ums Setzen geht. Deshalb ist es wichtig, von Anfang an ein Budget zu haben und zudem Höchstsätze festzulegen, die nicht überschritten werden.
Statistiken haben gezeigt, dass Spieler, die häufig kleine Summen gewinnen, im Endeffekt mehr verlieren, weil sie entweder plus und minus nicht einschätzen können oder versuchen, einen großen Verlust durch gewagtere Einsätze wettzumachen.
Verlieren lernen ist einer der Grundpfeiler, wenn es ums Pokerstudium geht. Sogar die weltbesten Zocker können nicht immer gewinnen. Der Umgang mit Niederlagen macht deshalb nicht selten den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Spieler aus, genau wie im echten Leben. Wer daraus lernt und die Ursachen begreift, kann daraus seine Lektionen ziehen.
Bei einem Spiel, wo allein bei Varianten mit 5 Karten insgesamt 2598960 Möglichkeiten existieren und die Sitz- und damit Setzfolge enorme Bedeutung besitzt, kann der Gedanke an die Statistiken überwältigend sein. Online-Pokerrechner, die die Wahrscheinlichkeiten nach jeder ausgespielten Karte neu berechnen, erleichtern es, ein Gefühl für die Hände zu entwickeln.
Sehr viel lässt sich auch von vergangenen Profispielen lernen. So wie Schachmeister die großen Partien studieren, so bieten Pokerhände Einblicke. Vielfach sind die Informationen in Buchform zu finden.
Wer seine Theoriekenntnisse lieber live verbessert, hat dazu im Internet eine große Anzahl von Möglichkeiten. Ein guter Platz ist die Online-Plattform Twitch. Die ursprünglich als reine Videogamer-Hochburg konzipierte Plattform ist mittlerweile ein Treffpunkt für Pokerkönner, die auf ihren Kanälen zocken und die Feinheiten des anspruchsvollen Spiels erklären.
Unter den deutschsprachigen Pokerkanälen ist vor allem der Stream von Pokertrainer Felix Schneiders alias xflixx beliebt. Er zeigt nicht nur Spiele und analysiert Hände, sondern beantwortet auch Zuschauerfragen. Unter den englisch-sprachigen Kanälen ist Lex Veldhuis Spitzenreiter. Sein Twitch-Pokerkanal hat es bis in die Top 100 geschafft.
Mit Jason Somerville alias RunItUp ist einer der besten Texas Hold‘ em-Spieler der Welt auf Twitch aktiv. Der Bracelet-Gewinner, der es auf rund 6 Millionen Dollar an Turniergewinnen gebracht hat, bietet auf seinem Kanal Kommentare und Erklärungen zu Spielzügen.
Um die theoretischen Kenntnisse auch in der Praxis erfolgreich anzuwenden, gehört Übung. Online-Casinos machen das besonders leicht, weil Ablenkungen wegfallen – inklusive Gedanken um Körpersprache und Pokerface. Kostenlose Proberunden oder Spiele um geringste Einsätze genügen, um Erfahrungen zu sammeln und am eigenen Spiel zu feilen.
Die positiven Aspekte beschränken sich aber nicht nur aufs Zocken. Poker trainiert nämlich auch das Köpfchen. Entscheidungsfähigkeit und Menschenkenntnis werden genau wie mathematisches Verständnis verbessert. Das Gedächtnis profitiert ebenfalls, weil die Zocker sich merken müssen, welche Karten bereits ausgespielt wurden.
Geduld muss ebenfalls mitgebracht oder trainiert werden. Hinzu kommt der erzwungene Umgang mit Risiken und deren Einschätzung.
Und obwohl nur der Sieger am Ende kassiert, ist Poker durchaus ein soziales Spiel, vor allem wenn es mit Freunden in geselliger Runde oder am Ligatisch gezockt wird. Wer sich vorher gründlich darauf vorbereitet, hat gute Karten, um Poker nicht nur zu lernen, sondern sogar beherrschen zu können.





